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31. Mai 2018

Günter Peter Straschek

Er war Filmemacher und Filmhistoriker. Günter Peter Straschek, geboren 1942 in Graz, gestorben 2009 in Wien, hat inten-siv geforscht – speziell über die Filmemigration aus Nazideutschland – und radikal geschrieben, sein „Handbuch wider das Kino“ (1975) ist geprägt von einer eigen-willigen Wahrnehmung der internationalen Filmgeschichte. Das Museum Ludwig in Köln widmet Straschek zurzeit eine Ausstellung („Emigration – Film – Politik“), die noch bis 15. Juli zu sehen ist. Beeindruckend finde ich den Katalog, der von der Kuratorin Julia Friedrich herausgegeben wurde. Er dokumentiert zunächst Ausstellungsansichten, führt uns mit Texten von Yilmaz Dziewor und Julia Friedrich in Leben und Werk von Straschek ein. Abbildungen erinnern an Filme von Straschek: HURRA FÜR FRAU E. (1967), EIN WESTERN FÜR DEN SDS (1967-68) und ZUM BEGRIFF DES „KRITISCHEN KOMMUNISMUS“ BEI ANTONIO LABRIOLA (1843-1904) (1970). Stefan Ripplinger beschäftigt sich mit Strascheks Schriften bis zum ‚Handbuch wider das Kino’ („Politik statt Politfilm“). Johannes Beringer erinnert an Strascheks Jahre an der Westberliner Filmakademie 1966-68 („Nicht versöhnt“). Im Faksimile ist das legendäre autobiografische Heft der Filmkritik vom August 1974 abgedruckt. Volker Pantenburg kommentiert die fünfteilige Dokumenta-tion FILMEMIGRATION AUS NAZIDEUTSCHLAND (WDR 1975), es folgen Bild und Textzitate. Elfriede Jelinek äußert sich zur dokumenta-rischen Arbeit von Straschek („Die Zeit ist auch nicht mehr, was sie einmal war“). Werner Dütsch erinnert sich an die Zusammenarbeit mit GPS („Abschweifungen“). Imme Klages hat ein Gespräch mit Karin Rausch über ihre Kooperation mit Straschek geführt („Abgemeldet nach Theresienstadt“). Zwei ertragreiche Blicke in Strascheks Archiv zeigen Dokumente der deutschsprachigen Filmemigration und Faksimiles der Briefe und Postkarten an und von Straub/Huillet. Alle Texte auch in englischer Sprache. Coverabbildung: Am Set von LABRIOLA, Carlos Bustamante, Straschek, Johannes Beringer (negativiert). Mehr zur Ausstellung und zum Buch: guenter-peter-straschek.html