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27. Februar 2018

Conspiracy!

Eine Habilitationsschrift, die an der Universität Konstanz entstanden ist. Henry M. Taylor legt auf mehr als 500 Seiten eine beeindruckende „Theorie und Geschichte des Para-noiafilms“ vor. Sie ist wissenschaft-lich fundiert, vertraut aber vor allem eigenen analytischen Erkenntnis-sen. Die Filmbeschreibungen sind sehr konkret und lesen sich span-nend. Das erste Kapitel handelt von „Verschwörungen, Paranoia und Konspirationismus“, klärt Begriffe und gibt theoretische Hinweise. Dann geht es um Stil, Narration und Motivik des paranoiden Films. Der historische Teil beginnt mit dem Rückblick auf die FANTOMAS-Serie von Louis Feuillade (1913-14), die auf 50 Seiten als „Kino der kollektiven Verunsicherung“ definiert wird. Es folgen DAS CABINET DES DR. CALIGARI (1920) von Robert Wiene und DR. MABUSE, DER SPIELER (1921/22, zwei Teile) von Fritz Lang, mit einer Brücke zum TESTAMENT DES DR. MABUSE (1932/33). Auch hier hat der Autor einen eigenen Blick für Figuren, Bilder und performative Zusammenhänge. Das vierte Kapitel widmet sich dem klassischen Film Noir. Filmbeispiele sind STREET OF CHANCE (1942) von Jack Hively, THE WOMAN IN THE WINDOW (1944) von Fritz Lang und DARK PASSAGE (1947) von Delmer Daves. Dann führt uns der Autor nach Frankreich zu Jean-Pierre Melville und seinem Film LE SAMOURAI (1967) („Die Paranoia der modernen Großstadt“). Kapitel fünf beschäftigt sich mit dem modernen Verschwörungsfilm, ausgehend von INVASION OF THE BODY SNATCHERS (1956) von Don Siegel. Die weiteren Stationen sind dann „Gehirnwäsche als Kalte-Kriegsformel der Gedankenkontrolle“ (Beispiel THE MANCHURIAN CANDITATE, 1962, John Frankenheimer), „Beobachtung, Überwachung und Ordnungsutopie“ (BLOW-UP, 1966, Michelangelo Antonioni), „Systematische Bedrohungsszenarien“ (verschiedene Filmbeispiele), „Der positive Aufdeckungsplot“ (der Medizinthriller COMA, 1978, Michael Crichton), „Der negative Verstrickungsplot“ (der SF-Psychothriller SECONDS, 1966, John Frankenheimer). Das letzte Kapitel heißt „Mind-games: Metafiktion und die ontologische Verschwörung“. Hier steht der Autor und Regisseur David Mamet im Mittelpunkt. Insgesamt ein Buch, das man als Basislektüre empfehlen kann. Mit über 500 Abbildungen in guter Qualität, Literaturverzeichnis und Register. Coverfotos: BLOW-UP, CYPHER, SECONDS, THREE DAYS OF THE CONDOR, DAS CABINET DES DR. CALIGARI. Mehr zum Buch: theorie-und-geschichte-des-paranoiafilms.html