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28. November 2017

„Moabit“ von Volker Kutscher

Auf Sky sind am kommenden Freitag die letzten beiden Folgen der Serie BABYLON BERLIN zu sehen. Der erste historische Berlin-Roman von Volker Kutscher, „Der nasse Fisch“ (2007), war dafür Inspiration und Stofflieferant, allerdings wurden die Figuren für die Serie stark variiert. Das betrifft vor allem Charly Ritter, die Part-nerin des Protagonisten Gereon Rath. In seinem gerade erschie-nenen Kurzroman „Moabit“ erzählt Volker Kutscher eine Geschichte aus dem Jahr 1927 aus drei Perspektiven. Zunächst erleben wir mit, wie im Zellen-gefängnis in der Lehrter Straße von einem Insassen versucht wird, den ebenfalls einsitzenden Schränker Adolf Winkler, Boss des Berliner Ringvereins Berolina, umzubringen. Dies wird – zweiter Erzählstrang – von dem Oberaufseher Christian Ritter im letzten Moment verhindert. Er bringt dabei den Mann, der den Mord versuchte, mit seinem Schlag-stock um. Es gibt später ein Treffen zwischen Winkler und Ritter, als Winkler aus dem Gefängnis entlassen worden ist, in der Eckkneipe „Bei Mathilde“. Schließlich kommt Christian Ritters Tochter ins Spiel: Charlotte, geboren am 23. Oktober 1907, wie man hier erfährt. Sie wohnt noch beiden Eltern, sucht nach beruflichen Möglichkeiten, geht öfter mit ihrer Freundin Greta tanzen. Als sie in der Nacht des Mordversuchs auf dem Heimweg ist, macht sie eine interessante Beobachtung am Gefängnistor. Und am Ende erlebt sie eine schreckliches Ereignis. Die drei Perspektiven sind vom Autor raffiniert verknüpft, auf 84 Seiten finden viele Aktionen, Dialoge und Selbstreflektionen statt. Und auf der visuellen Ebene kommt die Zeichnerin Kat Menschik ins Spiel: mit Porträts der Personen, Szenen des Stadtlebens, Gegenständen des Alltags. Wunderbar! Erschienen bei Galiani/Kiepenheuer & Witsch. Mehr zum Buch: 978-3-86971-155-3/