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15. August 2017

Zwei Bücher von Erwin Leiser

Der Publizist und Dokumentar-filmregisseur Erwin Leiser (1923-1996) veröffentlichte 1993 bei Kiepenheuer & Witsch seine Erinnerungen „Gott hat kein Kleingeld“ und 1995 einen Band mit Porträts: „Die Kunst ist das Leben“. Beide Bücher wurden jetzt als Reprints publiziert und lohnen die Lektüre. Die Auto-biografie ist natürlich vor allem von politischen Ereignissen geprägt. Die Familie Leiser lebte zunächst in Berlin-Hohen-schönhausen und emigrierte 1938 mit dem damals 15jährigen Sohn Erwin aus Berlin nach Schweden. 1942 machte er in Malmö sein Abitur, studierte in Lund und wurde 1950 Feuilletonredakteur bei der Zeitung Morgon-Tidningen in Stockholm. Nebenher übersetzte er Bert Brecht, Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch ins Schwedische. Sein erster Film, MEIN KAMPF (1960), ist bis heute ein Schlüsselfilm über den Nationalsozialismus. Ab 1961 lebte Erwin Leiser in Zürich, er realisierte zahllose Porträts und Dokumentationen, war 1966 einer der beiden Gründungsdirektoren der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB), die er nach drei Jahren wieder verließ. Die damaligen Auseinandersetzungen mit den Studenten werden in seinen Erinnerungen sehr konkret beschrieben. Die Zeit von 1969 bis 1993 wird dagegen relativ kurz behandelt, das abschließende Kapitel „Wer bin ich?“ ist eine sehr persönliche Selbsteinschätzung. Ohne Abbildungen. Mehr zum Buch: 978-3-462-40085-4/

Es sind vor allem Künstler, mit denen Erwin Leiser in seinem Leben Interviews gemacht hat. Zwanzig von ihnen werden in diesem Buch porträtiert. Beson-ders gut gefallen haben mir die Texte über den Architekten Daniel Libeskind, die Schrift-stellerin Ruth Klüger, den Kameramann Sven Nykvist, den Zeichner Art Spiegelman, den Maler Claes Oldenburg und seine Frau Cossje van Bruggen, den Musiker Dizzy Gillespie und den Produzenten Arthur Cohn. Aber auch die Begegnungen mit Saul Bellow, Larry Rivers, Karl Paryla, Woody Allen, Billy Wilder, Steven Spielberg und Alexander Kluge haben zu sehr lesenswerten Porträts geführt. Immer wieder geht es um das Verhältnis von Kunst und Leben. Und so hatte es eine Logik, den Satz „Art is a way of living“ von Willem de Kooning zum Titel dieses Buches zu machen. Keine Abbildungen. Mehr zum Buch: 978-3-462-40084-7/