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13. Juli 2017

Medialität der Mise-en-scène

Eigentlich ein Wahnsinn: Ein 900-Seiten-Buch über den Be-griff „Mise-en-scène“, ange-wandt auf den Film speziell der 1950er Jahre. Es geht um die Konstitution des Raumes für die Kamera und die Auflösung des Raumes in der Zeit. Einerseits bewegt sich Ivo Ritzer in seiner Habilitationsschrift im theore-tischen Bereich von Definitio-nen und historischen Deutun-gen. Andererseits werden die „Mavericks“ der 1950er Jahre zwischen Classic Hollywood und New Hollywood sehr beein-druckend in Erinnerung gerufen. Im Mittelpunkt stehen zwölf Regisseure und eine Regisseurin: Robert Aldrich, Jack Arnold, Budd Boetticher, John Frankenheimer, Sam Fuller, Phil Karlson, Joseph H. Lewis, Gerd Oswald, Don Siegel, Andre de Toth, Jacques Tourneur, Paul Wendkos und Ida Lupino. Ein eigenes Kapitel ist Nicholas Ray gewidmet. Die Unterschiedlichkeit der Genres wird natürlich berücksichtigt. Auch die Veränderungen von Schwarzweiß zu Farbe und die Öffnung der Leinwand in die Breite spielen eine Rolle. Originalschauplätze und Studiobauten werden spezifiziert. Fernsehfilme erhalten eine Gleichberechtigung mit Kinofilmen, sie wurden damals von vielen der genannten Regisseure realisiert. Besonders gut gefallen hat mir das Unterkapitel über die Tiefenschärfe bei der Mise-en-scène (S. 375-441), in dem der Autor sich von der wissenschaftlichen Literatur weitgehend freimacht und eigene Beobachtungen formuliert. Speziell das Kapitel „Form/Inhalt. Zum cinephilen Diskurs der Mise-en-scène“ wird sehr von Zitaten beherrscht. Insgesamt gibt es 1.496 Quellenverweise. Das macht die Lektüre nicht einfach, aber eine Habilitationsschrift stellt eben besondere Ansprüche. Immer dann, wenn Ivo Ritzer konkret Sequenzen beschreibt, bekommt sein Text individuelle Kraft. Das Vorwort stammt von Elisabeth Bronfen. Mit 590 Abbildungen in Schwarzweiß und Farbe in meist guter oder zumindest akzeptabler Qualität. Mehr zum Buch: book/9783658135690