Aktuelles
21. Juni 2017

Filmische Poetiken der Schuld

Eine Dissertation, die an der Freien Universität Berlin entstanden ist. Matthias Grotkopp untersucht darin „Die audiovisuelle Anklage der Sinne als Modalität des Gemein-schaftsempfindens“. Mit welchen Mitteln wird im Kino das Schuldgefühl der Zuschauer*innen angespro-chen? Ein umfänglicher erster Teil (100 Seiten) klärt die theoretischen Positionen. Der zweite Teil widmet sich dem Thema mit konkreten Filmbei-spielen. Er beginnt mit der Gegenwart im deutschen Nachkriegskino, die analysierten Filme sind DIE MÖRDER SIND UNTER UNS (1946) von Wolfgang Staudte und DER RAT DER GÖTTER (1950) von Kurt Maetzig. Schlüsselbegriffe sind hier „Stigma der Trümmer“, „Röntgenbild der Seele“, „Grammatik der Exkulpation“ für die Nazi-Zeit, „Affektlogik des Teufelspakts“, „Lernprozesse des Schuldgefühls“ und „Prozesse der Scham und des Zorns“ für den Blick auf die Bundesrepublik. Die historische Vergangenheit wird mit zwei Hollywood-Filmen aufgearbeitet: dem Western LITTLE BIG MAN (1970) von Arthur Penn und dem Kriegsfilm CASUALITIES OF WAR (1989) von Brian De Palma. Abschließend geht es um die Zukunft, die durch den Klimawandel geprägt ist. Die Filmbeispiele sind AN INCONVENIENT TRUTH (2006) von Davis Guggenheim und THE AGE OF STUPID (2009) von Franny Armstrong. Das Schlusskapitel trägt den Titel „Das schlechte Gewissen des Kinos“ und fasst die Erkenntnisse der Untersuchung zusammen. Mehr als 1.000 Quellenverweise machen die Lektüre des Buches nicht ganz einfach, dem wissenschaftlichen Anspruch wird auch sprachlich Tribut gezollt. Keine Abbildungen. Mehr zum Buch: 2jo4rr&result=1