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20. April 2017

Orte der Klassik

2017.Orte der KlassikEine Dissertation, die an der Humboldt-Universität zu Berlin entstanden ist. Anett Werner analysiert darin die Filmszeno-grafie als Bedeutungs- und Stimmungsträger am Beispiel von DEFA-Literaturverfilmun-gen der 50er, 60er und 70er Jahre. Ein erster Schwerpunkt sind drei Filme von Martin Hellberg: KABALE UND LIEBE (1959), EMILIA GALOTTI (1958) und MINNA VON BARNHELM (1962). Es geht dabei um räumliche Antago-nismen (Adel / Bürgertum), um Opulenz und Minimalismus (unterschiedliche Ausstattungskonzepte in der DEFA-Verfilmung der EMILIA, in einer östlichen und einer westlichen Fernsehadaption) und um Preußentum und Berlin-Veduten (in Hellbergs MINNA, und wiederum einer ost- und einer westdeutschen Fernsehverfilmung). Zwei Fernsehfilme stehen für die 60er Jahre: EFFI BRIEST von Wolfgang Luderer (1969) und KLEINER MANN – WAS NUN? (1967) von Hans-Joachim Kasprzik. Im ersten Fall wird noch einmal nach dem Preußentum gefragt (und ein Vergleich mit Fassbinders Film FONTANE EFFI BRIEST unternommen), im zweiten Fall richtet sich der Blick auf soziale Gegenwelten (Mietskaserne / Laubenkolonie). Vier Filme repräsentieren die 70er Jahre: DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHERS (1976) und LOTTE IN WEIMAR (1975) von Egon Günther, AUS DEM LEBEN EINES TAUGENICHTS (1973) von Celino Bleiweiß und DIE ELIXIERE DES TEUFELS (1973) von Ralf Kirsten. Die Autorin verbindet in ihrem Text sehr kenntnisreich Literatur-, Kunst- und Filmgeschichte, würdigt die Leistung der verschiedenen Szenografen im Studio und an Außenschauplätzen und öffnet den Blick auf Architektur und Ausstattung in den genannten Filme durch Verweise auf Produktionen aus anderen Ländern oder aus dem DEFA-Studio. Die 239 Abbildungen in Schwarzweiß und Farbe haben auch in den kleinen Formaten eine sehr gute Druckqualität. Eine beeindruckende Publikation. Band 2 der Reihe „Scenographica. Studien zur Filmszenographie“ im Verlag VDG Weimar. Coverfoto: DIE ELIXIERE DES TEUFELS. Mehr zum Buch: orte_der_klassik-1861.html