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01. Dezember 2016

Karl Wolffsohn

2016-karl-wolffsohnEr war gelernter Drucker und ein großer Filmfreund zeit seines Lebens. Über den Verleger und Kinounternehmer Karl Wolffsohn (1881-1957) hat Ulrich Döge jetzt ein Buch publiziert, das viele Informa-tionen über die Filmpublizistik in der Weimarer Republik und über einige große Filmtheater der damaligen Zeit vermittelt. Ab 1910 hat Wolffsohn in seinem Verlag die wöchentlich erscheinende Zeitschrift Lichtbild-Bühne publiziert, die vor allem für Kinobetreiber bestimmt war, aber auch sehr lesenswerte Filmkritiken enthielt. Sie konkurrierte mit dem täglich erscheinenden Film-Kurier, der 1919 von dem Verleger Alfred Weiner gegründet wurde. Ab 1924 war der Ullstein Verlag Mitgesellschafter bei der LBB. Die Biografie von Karl Wolffsohn ist – bis 1933 – erfolgsorientiert. Neben seinem Verlag, der auch Filmbücher publiziert und ein eigenes Archiv unterhält, engagiert er sich bei der Planung und Gründung von Kinos, zum Beispiel der „Lichtburg“ in Essen und Berlin, dem „Olympia-Theater“ in Dortmund und den Kölner „Lichtspielen des Westens“. Die Nazis entmachten den Unternehmer jüdischer Herkunft Mitte der 30er Jahre, er wird verfolgt, inhaftiert, kann aber 1939 mit seiner Frau nach Palästina fliehen. Ab 1949 lebte das Ehepaar wieder in Deutschland und versuchte in zahlreichen juristischen Auseinandersetzungen, für die Verluste in der Vergangenheit entschädigt zu werden. Ulrich Döge hat hervorragend recherchiert, in allen einschlägigen Archiven geforscht und einen klug strukturierten Text geschrieben, der vor allem die Bürokratie in der Nachkriegszeit erschreckend deutlich in Erinnerung ruft. Der Buchtitel – „Er hat eben das heiße Herz“ – zitiert den Wolffsohn-Mitarbeiter Hugo Fabian mit einem Ausspruch zum 50. Geburtstag des Unternehmers. Das Buch ist im Verlag „tredition“ erschienen und kann auch als eBook erworben werden. Mit Abbildungen, Literaturverzeichnis und Personenindex. Mehr zum Buch: er-hat-eben-das-heisse-herz-paperback-84666/