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19. Oktober 2016

Kinogeschichten aus Dresden

2016-kinogeschichtenMichael Wüstefeld (*1951) stammt aus Dresden, ist Autor, Kritiker und Lyriker, und wer seine „Kino-geschichten“ liest, erfährt viel über die Jugend eines Filmfans in der DDR, beginnend 1960 im Otto-Buchwitz-Saal in der Dülferstraße mit dem sowjetischen Film TIERFÄNGER, endend 1974 mit dem Bangladesh-Film der Beatles in einem Freilichtkino am Plattensee. Es sind Filme aus Ost und West, an die sich der Autor erstaunlich gut erinnert: DEFA-Filme, Filme aus Polen, Frankreich, Italien, Westdeutschland und den USA. Die 27 Texte sind in der Regel jeweils einem Kino zugeordnet, zum Beispiel dem Faun-Palast, der Schauburg, den Astoria-Lichtspielen, dem Reprisentheater Schillergarten, dem Tagesfilmtheater Ost, der Freilichtbühne Junge Garde oder dem Kulturpalast Dresden. Die abgebildeten Kinokarten und Titelseiten der Progress-Filmprogramme zeugen von der archivarischen Leidenschaft des Autors. Eindrucksvoll sind die Kapitel „Dreh im Schumann-Bau“ (über die Aufnahmen zu dem Film CHRONIK EINES MORDES mit Ulrich Thein und Angelica Domröse), „Dr. Sorge in Gotha“ (über den Besuch des Films WER SIND SIE DR. SORGE? mit seinem Vater bei einer Fahrt nach Gotha), „Ohne Film in Prag“ (aber mit einem Besuch der „Zauberlaterne“), „Meuterei in Berlin“ (über eine Klassenfahrt 1969 und den Film MEUTEREI AUF DER BOUNTY im Filmtheater Kosmos). Besonders gut gefallen haben mir die Erinnerungen an ICH WAR NEUNZEHN von Konrad Wolf, SPARTACUS von Stanley Kubrick, CHEYENNE von John Ford, HIGH NOON von Fred Zinnemann und die Indianerfilme der DEFA. Inspiriert wurde das Buch durch Ilse Aichingers „Film und Verhängnis“ und Jean-Luc Godards Filmessay HISTOIRE(S) DU CINEMA. Das „Nachspiel“ enthält Informationen und Abbildungen der Dresdener Kinos von 1965 bis heute. Mehr zum Buch: php?products_id=581