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12. August 2016

Filmstile

2016.FilmstileEin beeindruckendes Lehrbuch. Die vier Autoren – Christoph Hesse, Oliver Keutzer, Roman Mauer, Gregory Mohr – sind Absolventen der Mainzer Filmwissenschaft, also geprägt vom hermeneutischen Blick auf die Geschichte des Mediums. Fünf Kapitel strukturieren das Buch. Zunächst geht es um Stiltheorien der Filmwissen-schaft: Russischen Formalis-mus, André Bazin, Siegfried Kracauer, David Bordwell, postmoderne Kunstauffas-sungen, Barry Salt. Dann folgen die Stilepochen mit ausgewählten Nationalstilen: Stummfilm (Frühes Kino, Deutscher Expressionismus, Französischer Impressionismus, Sowjetisches Montagekino, Neue Sachlichkeit), Tonfilm der 1930er und 40er Jahre (Klassisches Hollywoodkino, Sozialistischer Realismus, Poetischer Realismus, NS-Propagandafilm), Kino der Moderne der 1940er bis 70er Jahre (Italienischer Neorealismus, Nouvelle Vague, British New Wave, New Hollywood, Neuer Deutscher Film), Postmoderne und Postklassik der 1980er und 90er Jahre (Blockbuster, Postmoderne, Cinéma du Look, US-Independent), die Gegenwart (Digitalisierung, Berliner Schule, New French Extremity); zwei eigenständige Texte handeln vom Dokumentarfilm und vom Experimentalfilm. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit Individualstilen: Regie, Drehbuch, Kamera und Licht, Schauspiel, Montage, Filmmusik und Sound-Design, Architektur und Ausstattung. Dann richtet sich der Blick auf stilistische Kontinuität: Realismus, Fantastik, Surrealismus, Minimalismus, Opulenz. Zum Schluss wird etwas genereller die Stilistik audiovisueller Medien definiert: Kino, Fernsehen, Neue Medien. Jeder größere Abschnitt endet mit Hinweisen auf exemplarische Filme und Einführungsliteratur. Der Text, den die vier Autoren gemeinsam verantworten, ist für mich vorbildlich in seiner Konkretisierung und Gewichtung. Für alle, die in den Bereichen Film- und Kulturwissenschaft und Medienpädagogik tätig sind, eine sehr empfehlenswerte Lektüre. Die Abbildungen sind leider von unterschiedlicher Qualität, vor allem die schwarzweißen Screenshots wirken oft zu dunkel. Mehr zum Buch: book/9783531184975