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21. August 2016

Filme von Jürgen Böttcher

2016.DVD.Böttcher 1Vor anderthalb Monaten, am 8. Juli, wurde Jürgen Böttcher 85 Jahre alt. Dank der „Edition Filmmuseum“ gibt es jetzt end-lich die Möglichkeit, das Werk dieses großen Dokumentaristen in seiner ganzen Komplexität zur Kenntnis zu nehmen. Es lohnt sich! Auf drei Doppel-DVDs sind insgesamt 18 Dokumentarfilme, drei Experimentalfilme und sein einziger Spielfilm, JAHRGANG 45, verfügbar. Jürgen Böttcher war über viele Jahrzehnte sowohl als Maler (Strawalde) wie als Filmemacher tätig. Am engsten ist diese Verbindung in den drei Filmen POTTER’S STIER, VENUS NACH GIORGIONE und FRAU AM KLAVICHORD (1981) zu spüren, in denen er zusammen mit dem Kameramann Thomas Plehnert Kunstpostkarten seiner Lieblingsmaler filmisch bearbeitet hat. Auch die Tonebene der drei Filme ist experimentell. Der Zyklus trägt den Titel VERWANDLUNGEN.

2016.DVD.Böttcher 2Bei den Dokumentarfilmen kann man zwischen Bött-chers früher Phase (1960 bis 1977) und dem DEFA-Spätwerk unterscheiden, wie es Claus Löser in seinem unbedingt lesenswerten Essay in zwei Booklets tut. Der früheste Film stammt aus dem Jahr 1960, ist sein Diplomfilm NOTWENDIGE LEHRJAHRE und zeigt Beobachtungen auf einem Jugendwerkhof. In dem Gruppenporträt DREI VON VIELEN (1961) besucht er seine Dresdner Künstler-freunde; der Film wurde damals verboten. Für das Außenministerium entstanden Filme wie IM PERGAMON-MUSEUM (1962) und TIERPARKFILM (1967), die den Blick vor allem auf die Besucher richten. Mit OFENBAUER (1962) beginnt die große Serie seiner Filme aus der Arbeitwelt. Dies sind STARS (1963), DER SEKRETÄR (1967), EIN VERTRAUENSMANN (1968), WÄSCHERINNEN (1972), RANGIERER (1984) und DIE KÜCHE (1986). WÄSCHERINNEN und RANGIERER gehören für mich zu den beeindruckendsten DEFA-Dokumentarfilmen, die ich kenne. Auch das Porträt MARTHA (1978) über eine Trümmerfrau in Berlin ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Eine Entdeckung ist auch IN GEORGIEN (1987), ein abendfüllender Dokumentarfilm. Der Spielfilm JAHRGANG 1945, der zu den Verbotsfilmen der Jahre 66/67 gehörte, ist in der Zensurfassung und in zwei unterschiedlichen Tonfassungen zu sehen und zu hören. Jürgen Böttcher hat im Übrigen alle Filme auf 35mm gedreht. Das Bonusmaterial der DVDs enthält zwei Zeitzeugengespräche mit Böttcher von Katrin und Ferdinand Teubner aus dem Jahr 2015 und das Porträt DER MALER UND FILMEMACHER JÜRGEN BÖTTCHEN – STRAWALDE von Hans-Peter Dürhager. Mehr zur DVD: Frau-am-Klavichord—In-Georgien.html