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01. Juli 2016

Lichtspiele im Schatten der Armut

2016.LichtspieleDie „Projektionskunst“ – vor allem mit der so genannten „Laterna magica“ – war ein Vorläufer des Kinos in der zweiten Hälfte des 19. Jahr-hunderts. Bunte Bilder mit oft erstaunlichen Bewegungs-effekten wurden auf eine Leinwand projiziert, oft begleitet mit Live-Auftritten von Vortrags-künstlern oder Musikern. Die Veranstaltungen fanden in Schulen, Veranstaltungssälen oder Kirchen statt. Die projizierten Bilder waren in der Regel quadratisch oder kugel-rund. Das Buch von Ludwig Vogl-Bienek (Trier) widmet sich im Zentrum der hohen gesellschaft-lichen Relevanz der Projektionskunst. Soziale Aktivisten und engagierte Künstler wollten damals mit eindringlichen Bildern auf die Lebensverhältnisse von Armen, vor allem von armen Kindern aufmerksam machen. In seinem Einleitungskapitel formuliert der Autor die historischen Voraussetzungen für die Projektionskunst, schildert den Stand der Forschung, den Quellenzugang und die materielle Überlieferung. Vorgestellt werden anhand von zeitgenössischen Aufführungsberichten und Abbildungen vier Spielstätten in England: die Londoner Royal Polytechnic Institution, der Gilchrist Educational Trust in Mossley nahe Manchester, die Kirche St. Mary at Hill in der City von London und eine Public Hall in der Londoner Vorstadt. Dargestellt werden die Phasen der Inszenierung wie der Aufführung. Es geht dann um Aktionsfelder, Themen, Adressaten. Ein eigenes Kapitel ist der Produktion von Laternbilderserien gewidmet. Der Anhang enthält fünf hervorragend illustrierte Skizzen zum dramaturgischen Gestaltungspotential. Die Forschungsergebnisse des Autors sind beeindruckend. Besonders zu loben ist die Qualität der meist farbigen Abbildungen. Band 103 der nexus-Reihe des Stroemfeld Verlages. Mehr zum Buch: buecher_L_718_1/