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12. Juli 2016

Die DDR und die Westmedien

2016.SchwarzhörerEine Dissertation, die an der Humboldt-Univer-sität in Berlin entstanden ist. Franziska Kuschel hat sich darin sehr umfas-send und hervorragend dokumentiert mit der Rezeption der West-medien in der DDR auseinandergesetzt. Rundfunk, Fernsehen, Zeitungen und Zeit-schriften des Westens durften bekanntlich im Osten Deutschlands nicht gehört, gesehen oder gelesen werden. Die Intensität, mit der das vom Staat verfolgt wurde, war unterschiedlich. Die Möglichkeiten, das Verbot zu umgehen, wurden zum Teil sehr intensiv ausgenutzt. Die Autorin teilt ihren Text in drei historische Abschnitte: die Jahre 1949 bis 1961, 1961 bis 1971 und 1971 bis 1989. Der Einschnitt 1961 war der Mauerbau, der die Möglichkeiten des Zugangs zu den Printmedien einschränkte, aber den Fernsehempfang der westlichen öffentlich-rechtlichen Programme in weiten Teilen der DDR – abgesehen vom bestehenden Verbot – nicht verhindern konnte. Der Einschnitt 1971 war der Machtwechsel von Walter Ulbricht zu Erich Honecker. Die technischen und administrativen Maßnahmen zur Verhinderung des Empfangs der Westmedien wurden nicht verstärkt, es fand sogar eine Liberalisierung in der Medienpolitik statt. Natürlich werden auch die Entwicklungen des DDR-Fernsehens dargestellt. Ein eigenes Kapitel ist der Sendereihe „Der schwarze Kanal“ von Karl Eduard von Schnitzler gewidmet, die eine Antwort auf Thilo Kochs „Die rote Optik“ war. Am Rande wird auch der Filmbereich behandelt, etwa mit einem Abschnitt über Grenzkinos vor dem Mauerbau oder mit Hinweisen auf importierte Filme aus der Bundesrepublik. Mehr als 1.000 Quellenverweise vor allem auf Akten des Bundesarchivs beweisen die Sorgfalt der Autorin bei ihrer Recherche. Der Text liest sich dennoch sehr flüssig. Das Titelfoto stammt von dem Fotografen Martin Schmidt: „Das Tierarztehepaar Dr. Krause bei abendlicher Entspannung vor dem Fernseher“ (1962). Mehr zum Buch: heimliche-leser.html