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13. April 2016

Tanz auf dem Vulkan

2016.Tanz VulkanAuch wenn über den Schau-spieler und Regisseur Gustaf Gründgens (1899-1963) vor drei Jahren die hervorragende Biografie von Thomas Blubacher erschienen ist: ein Doppelporträt über Gründgens und den Schriftsteller Klaus Mann (1906-1949) macht Sinn, wenn man sich in Erinnerung ruft, wie eng die beiden Künstler zunächst in Freundschaft verbunden und später in Feindschaft zerstritten waren. In zwölf Kapiteln erzählt die Kunsthistorikerin Renate Berger zwei Leben in politisch wechselnden Zeiten. Eine große Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Homosexualität der beiden Protagonisten, die vor allem für Gründgens in der Zeit des Nationalsozialismus sehr problematisch war. Er verdankte damals viel dem Schutz von Hermann Göring, der als preußischer Ministerpräsident für die Theater zuständig war. In der zweiten Hälfte der 20er Jahre und in den frühen Dreißigern war die Verbindung zu Klaus Mann noch relativ eng, Gründgens war bekanntlich drei Jahre mit dessen Schwester Erika verheiratet, zusammen mit Pamela Wedekind standen sie als Quartett in „Anja und Ester“ und in „Revue zu Vieren“ auf der Bühne. Sie profitierten von den künstlerischen Freiheiten der Weimarer Republik. Der Bruch kam spätestens 1933. Klaus und Erika Mann verließen Deutschland, Gründgens blieb. Sehr detailliert entschlüsselt die Autorin die Figuren des Romans „Mephisto“, den Klaus Mann in den Jahren 1935/36 verfasste: er handelt von der Karriere des Schauspielers Hendrik Höfgen, der wie ein Duplikat von Gründgens wirkt. Renate Berger hat beachtliche Quellenforschung unternommen, das Buch liest sich aber trotz vieler Zitate flüssig, weil die Quellenhinweise in den Anhang verschoben sind. Der Titel zitiert einen berühmten Film mit Gustaf Gründgens in der Hauptrolle aus dem Jahr 1938; Regie: Hans Steinhoff. Der Film selbst wird von der Autorin allerdings nicht erwähnt. Mehr zum Buch: tanz-auf-dem-vulkan