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11. Oktober 2015

TÄTOWIERUNG (1967)

2015.DVD.TätowierungVier Kinofilme hat Johannes Schaaf (*1933) gedreht, TÄTOWIERUNG (1967) war der erste und ist für mich sein interessantester. Gezeigt wird ein Generationskonflikt. Das Ehepaar Lohmann (gespielt von Alexander May und Rosemarie Fendel) betreibt eine Mosaikfabrik in Westberlin, ganz in der Nähe der Mauer. Zur Familie gehört bereits die 16jährige Adoptivtochter Gaby (Helga Anders), neu hinzu kommt der gleichaltrige Benno (Christof Wackernagel), der bisher in einem Jugendhof gelebt hat, gern opponiert und in seinem Dasein wenig Sinn sieht. Lohmanns schenken ihm ein Moped, ermöglichen ihm eine Lehre als Koch, demonstrieren ein harmonisches Zusammenleben, akzeptieren eine Liebesnacht von Gaby und Benno. Aber der Junge kündigt seinen Küchenjob, tut sich mit einem Kleinganoven zusammen, ist von den Vorträgen seines Stiefvaters genervt, will am liebsten auf den Jugendhof zurück. Für Gaby war die kurze Beziehung zu Benno nur ein One-Night-Stand. Ein Sonntagsspaziergang wird zum überraschenden Showdown. Gaby fährt mit einem jungen Mann davon, Lohmann rezitiert klassische Gedichte, Benno erschießt ihn mit einer gestohlenen Pistole und flüchtet. Er wird in einer leeren Schwimmhalle von der Polizei festgenommen. Johannes Schaaf und sein Kameramann Wolf Wirth erzählen das lakonisch, aus wechselnden Perspektiven, ohne Diffamierung einer Hauptfigur. Die zunächst eher blassen Farben verstärken sich. Einen großen Anteil an der Wirkung des Films hat sicherlich die Schnittmeisterin Dagmar Hirtz. Bei den „Filmjuwelen“ ist jetzt eine DVD erschienen. Mit einem Booklet von Friedemann Beyer. Mehr zur DVD: 91&keywords=%22filmjuwelen%22