Aktuelles
25. September 2015

Politik des Bewegungsfilms

2015.Bewegungsfilm kleinEine Dissertation aus Zürich. Julia Zutavern untersucht dokumen-tarische und fiktionale Filme aus Deutschland und der Schweiz von 1965 bis 1995, die sich in politische Debatten eingemischt haben, unter inhaltlichen und formalen Gesichtspunkten. Ihr Ausgangs-punkt ist das philosophische Terrain von Jacques Rancière. Ihre Perspektive nennt sie „semio-pragmatisch“. In einem ersten größeren Kapitel („In Opposition“) werden vier Bewegungsfilme aus den Jahren 1966 bis 1970 analysiert: CHICORÉE von Fredi M. Murer, KRAWALL von Jürg Hassler, BRECHT DIE MACHT DER MANIPULATEURE von Helke Sander und RUHESTÖRUNG – EREIGNISSE IN BERLIN 1967 von Hans Dieter Müller und Günther Hörmann. Das zweite, umfangreichere Kapitel („Alternativ“) handelt von Bewegungsfilmen der 1970er bis 90er Jahre. Hier bilden acht Filmbeispiele die Untersuchungsbasis: LIEBER HERR DOKTOR (1977) von der Schweizer Filmgruppe Schwangerschafts-abbruch als Begleitung einer Kampagne, DAS IST UNSER HAUS (1972) von Claus-Ferdinand Siegfried, ALLEIN MACHEN SIE DICH EIN (1973/74) von Susanne Beyeler, Rainer März und Manfred Stelzer, VAGE DIE SAU SICH LÜMMELT (1992) von Reno Sami als Gruppenporträts, DANI, MICHI, RENATO UND MAX (1987) von Richard Dindo, DIE ALLSEITIG REDUZIERTE PERSÖNLICHKEIT: REDUPERS (1977) von Helke Sander als Einzelporträts und die fiktionalen Chroniken GRAUZONE (1978/79) von Fredi M. Murer als Gegenwartsdiagnose und DER SUBJEKTIVE FAKTOR (1980/81) von Helke Sander als Vergangenheitssimulation. Diese Beispiele hat die Autorin aus insgesamt 200 Filmen ausgewählt. Die Filmbeschreibungen und Analysen sind sehr konkret (ich kenne fast alle Filme, weil ich sie damals gesehen habe), die außerfilmischen Aspekte werden ausführlich zur Sprache gebracht, wir haben es – aus meiner Sicht – mit einer beeindruckenden Arbeit zu tun. Band 34 in der Reihe „Zürcher Filmstudien“. Wie immer in dieser Reihe ist die technische Qualität der Abbildungen hervorragend. Mehr zum Buch: politik-des-bewegungsfilms.html