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11. August 2015

Moriz Seeler

2015.Seeler.kleinerIn seinem Vornamen vermisst man das t. Aber diese Schreib-weise war ihm wichtig. Moriz Seeler war Schriftsteller, Theaterregisseur und – für kurze Zeit – auch Filmproduzent. Geboren 1896 in Greifenberg in Pommern, ermordet 1942 nach der Deportation in der Umgebung von Riga. Bei Hentrich & Hentrich, einem Verlag, der sein Programm auf jüdische Kultur und Zeit-geschichte ausgerichtet hat, ist jetzt ein Moriz Seeler-Porträt von Wolfgang Jacobsen erschienen, das auf der Basis genauer Recherchen seine Lebens-geschichte erzählt, die ab 1915 weitgehend in Berlin stattfand, zeitweise eng mit dem Wirken des Schauspielers und Schriftstellers Hans Heinrich von Twardowski verbunden war und 1929 einen nachhaltigen Beitrag zur deutschen Filmgeschichte geleistet hat. Seeler gehörte damals zu den Initiatoren des Films MENSCHEN AM SONNTAG, an dem u.a. Kurt und Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer, Billie Wilder, Eugen Schüfftan und Fred Zinnemann beteiligt waren. Über diesen späten Stummfilm kursieren viele Produktionslegenden, die Jacobsen auch teilweise referiert, aber – orientiert an der Funktion von Moriz Seeler – zum Teil korrigieren kann. Sein Kapitel „So war es und nicht anders?“ (S. 96-114) ist ein Beispiel für gute Recherchen und kluge Absicherungen. Auch die anderen Kapitel dieser Biografie sind höchst lesenswert, weil sie an einer nicht sehr prominenten Person paradigmatisch den historischen Bruch zwischen der Kultur der Weimarer Republik und den Verbrechen der Nazi-Zeit in Erinnerung rufen. Der Anhang mit Dokumenten und einem Werkverzeichnis von Moriz Seeler ist umfangreich, es wird vielen Helferinnen und Helfern für die Unterstützung bei den Recherchen gedankt. Nach Hanns Brodnitz (auch bei Hentrich & Hentrich) wird damit eine weitere Biographie aus der Vergessenheit geholt. Mehr zum Buch: herrschaften.html