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21. April 2015

Berlin wird feministisch

2015.Berlin feministischCristina Perincioli, geboren in der Schweiz, gehörte als Studentin der DFFB ab 1969 zur so genannten „Wochenschau-Gruppe“. Die hatte – nach der Relegation von 18 Studenten – der Dozent Klaus Wilden-hahn gegründet, um mit konkreten dokumentarischen Projekten auf die labile Situation der Film- und Fernsehakademie zu reagieren. Wir waren insgesamt acht „Mitglieder“: neben Klaus und Cristina die Studentin Gisela Tuchtenhagen, der Student Rolf Deppe, dessen Ehefrau Gardi (die später als Studentin aufgenommen wurde), der Student Rainer Etz, der Absolvent Thomas Mitscherlich und ich als Studienleiter, der wenig Ahnung vom Filmemachen hatte. Wir haben gemeinsam Filme angeschaut, im Schneideraum Material bearbeitet und über Themen diskutiert. Daraus entstanden die Filme WOCHENSCHAU II und WOCHENSCHAU III und etwas später DER HAMBURGER AUFSTAND, OKTOBER 1923. Cristina gehörte zwei Jahre zur Gruppe, dann drehte sie ihren Abschlussfilm FÜR FRAUEN – 1. KAPITEL. Jetzt hat sie ein Buch über ihre persönlichen Erfahrungen in den Jahren 1968 bis 74 publiziert, das sich mit Berichten, Dokumenten und vielen Fotos zu einem Spektrum der Frauenbewegung erweitert. 27 Aktivistinnen der Gründungszeit kommen mit längeren Zitaten zu Wort. Wir erfahren Genaues über die Gründung des „Sozialistischen Frauenbundes Westberlin“ (SFB), der „Homosexuellen Aktion Westberlin“ (HAW), des Berliner Frauenzentrums und vieler anderer Initiativen. Cristina bekannte und engagierte sich als lesbische Frau, sie beschreibt die persönlichen Schwierigkeiten der frühen Jahre, sie grenzte sich damals ab von Helke Sander, deren Arbeit sie aber sehr respektiert, sie berichtet über die Realisierung ihrer Filme und über das Leben in jener Zeit. Es ist ein Blick ins Berlin der 1960er und 70er Jahre, subjektiv in der Bewertung vieler Ereignisse, reich an zeitgenössischen Stimmen und Material. Ich fand die Lektüre spannend und sehr informativ. Mehr zum Buch: Berlin_wird_feministisch.html