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29. März 2015

Vier Ufa-Klassiker in Agfacolor

2015.DVD.Ufa.FarbeIn den USA dominierte als erstes Farbverfahren Technicolor, dann kamen Kodachrome und Eastmancolor. In Deutschland wurden in den späten 1930er Jahren viel Geld und viele Hoffnungen in das Negativ/ Positiv-System von Agfacolor investiert. Die ersten Ergebnisse waren noch enttäuschend, aber in den Vierzigern – also in der Zeit des Zweiten Weltkriegs – entstand eine Reihe klassischer deutscher Farbfilme, von denen jetzt vier in einer DVD-Box verfügbar sind. Dazu gehört natürlich der erste Agfacolor-Spielfilm FRAUEN SIND DOCH BESSERE DIPLOMATEN, uraufgeführt am 31. Oktober 1941, eine Kleinstadtkomödie, in der es um die Schließung eines Spielkasinos geht, die mit der Liebesgeschichte zwischen einer Tänzerin (Marika Rökk) und einem Rittmeister (Willy Fritsch) verknüpft ist. Die Story ist weniger interessant als der Einsatz der Farben. Hier gibt es erstaunliche Differenzierungen. Am schönsten ist die Wirkung des Blau, das in vielen Nuancen ins Spiel gebracht wird. Das Rot ist zurückhaltend eingesetzt. Grün (eine Schwäche in den ersten Jahren von Agfacolor) kommt kaum vor. Die Uniformen sind durchgehend schwarzweiß. Man spürt, dass es dem Regisseur (Georg Jacoby) nicht um einen bunten Kostümfilm ging, sondern um dezente Wirkungen. Hinter der Kamera standen Konstantin Tschet und (als Farbberater) Alexander von Lagorio. Für die DVD wurde der Film restauriert. Im Bonus-Material sind dafür Beispiele zu sehen. Die zweite DVD enthält den Film DIE GOLDENE STADT von Veit Harlan (1941/42), ein Melodram mit Kristina Söderbaum. Harlan hat damals sehr darum gekämpft, den Film in Farbe drehen zu dürfen. In der zeitgenössischen Kritik wird von „bewundernswerten Bildern, hinreißenden Aquarell- und Pastellfarben“ geschwärmt, die bei Besichtigung der DVD aber nur zu ahnen sind, weil hier keine restaurierte Fassung vorliegt und die Farben wenig Strahlkraft haben. Der dritte Film, DIE FRAU MEINER TRÄUME (1944), wurde zu einem Höhepunkt in der Karriere von Marika Rökk. Sie spielt einen Revuestar, der in die Berge flüchtet, um dem Theatertrubel zu entkommen. Dort verliebt sie sich in einen Oberingenieur (Wolfgang Lukschy), entdeckt das „einfache“ Leben, wird auch noch von einem Ingenieur (Walter Müller) geliebt, kehrt auf die Bühne zurück und erlebt ein Happyend mit dem Oberingenieur. Die Farben sind – vor allem in den Tanzszenen – opulent, aber nicht bunt. Auch die Bergszenen wirken filigran. Hinter der Kamera stand wieder Konstantin Tschet. Der vierte Film, DIE FLEDERMAUS (1944), ist eine Operettenverfilmung von Géza von Bolváry mit den Stars Johannes Heesters, Marte Harell (rothaarig), Willy Fritsch, Siegfried Breuer und Dorit Kreysler (blond), gedreht in den Barrandov-Ateliers in Prag. Die Premiere fand 1946 in Ostberlin statt. Über die Musik und die Handlung muss nicht geredet werden. Aber – in unserem Zusammenhang – über die Farben. Sie werden vor allem über die Kostüme vermittelt. Sie sind bunt. Eine besondere Schönheit in den Bildern hat wieder das Blau. Erstaunlich ist inzwischen die Qualität des Grüns (Szenen im Park). Dominant wirken die schwarzen Anzüge und die weißen Hemden der Männer. Und in einer speziellen Haarfärbungsszene wird das Rot von Marte Harrell thematisiert. Es kontrastiert mit dem Blond von Dorit Kreysler. Das alles wäre in einem Schwarzweißfilm nicht möglich. Hinter der Kamera stand hier Willy Winterstein. Kostüme: Walter Schulze-Mittendorf. Die Zeit von Agfacolor endete in den 1950er Jahren. Gert Koshofer hat das genauer in dem Buch „Color. Die Farben des Films“ (1988) dargestellt. Und die DVD-Box zeigt es zumindest in drei Filmen sehr konkret und anschaulich. Mehr zur DVD-Box: klassiker_in_farbe_4_dvds/