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17. Januar 2015

Synchronstimmen

2014.SynchronstimmeDiese Dissertation entstand an der Technischen Universität Berlin, Fakultät 1: Geisteswissenschaften. Sie ist das Ergebnis theoretischer Forschungen und empirischer Untersuchungen, konkret unterstützt von Prof. Walter Sendlmeier. Die Autorin Dagny Trägler hat eine sehr gute Arbeit vorgelegt. Sie informiert zunächst über die Geschichte der Filmsynchronisation, über die Formen der Synchronität, den Beruf des Synchronsprechers, den Synchronisationsprozess und die Filmsynchronisation in verschiedenen Genres. Ein zweites Kapitel widmet sich generell der Stimme, der Sprechweise und der Sprach-wahrnehmung. Dann geht es in den Bereich der empirischen Untersuchungen. Die erste und umfänglichste ist dem amerikanischen Film AGAINST THE ROPES (2003) von Charles S. Dutton gewidmet, der in Deutschland den Titel DIE PROMOTERIN hatte. Er erzählt die Lebensgeschichte der Boxpromoterin Jackie Kallen, die im Film von Meg Ryan gespielt wird. Ihre deutsche Synchronsprecherin war Ulrike Möckel. Mit großer Sensibilität untersucht die Autorin u.a. die Sprechstimmlage und den Intonationsverlauf von Ryan und Möckel, ihre Sprechdeutlichkeit, ihre Betonungen und die Vokalqualität, Sprechgeschwindigkeit und Pausengestaltung, Stimmstabilität und Energieverteilung. Daraus ergeben sich deutliche Unterschiede in der Charakterdarstellung. Dies wird durch einen Perzeptionstest mit 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bestätigt. Als zweites Beispiel dient der Film HANGING UP! / AUFGELEGT! (2000) von Diane Keaton. Auch hier wurde ein Perzeptionstest durchgeführt. Die empirische Untersuchung wird mit drei weiteren Filmbeispielen fortgeführt. Basismaterial sind hier die Filme CITY OF ANGELS (1998) von Brad Silberling, ADAPTION (2002) von Spike Jonze und THE WEATHER MAN (2005) von Gore Verbinski. In allen drei Filmen spielte Nicolas Cage die Hauptrolle. Er wurde jeweils von einem anderen deutschen Sprecher synchronisiert. Wieder wurden die Stimmanalysen der Autorin von Testpersonen überprüft. Die Sorgfalt der Untersuchung und die konkreten Ergebnisse haben mich sehr beeindruckt. Zum Thema Synchronisation ist dies eine Arbeit, die Maßstäbe setzt. Unabhängig davon sehe ich amerikanische Filme am liebsten in Originalfassung mit deutschen Untertiteln. In Berlin ist das gottlob möglich. Mehr zum Buch: 3675&lng=deu&id=