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22. Januar 2015

Momente des Filmischen bei Patrick Modiano

2014.ModianoAls dieses Buch erschien, war ihm gerade der Nobelpreis zuerkannt worden. Patrick Modiano (*1945) ist seither auch über die literarische Welt hinaus bekannt. Seine Berührungen mit der Filmwelt sind überschaubar: er war Co-Autor von Louis Malle bei LACOMBE, LUCIEN und von Jean-Paul Rappeneau bei BON VOYAGE, sein Roman „Villa triste“ wurde 1994 unter dem Titel LE PARFUM D’YVONNE von Patrice Leconte verfilmt. Eva Gerritzen, Dozentin an der Ruhr-Universität Bochum, untersucht in ihrer Publikation „(Kon-)Fusionen von Film und Buch“ Momente des Filmischen in drei Romanen von Patrick Modiano. In „Villa Triste“ (1975) entdeckt die Autorin eine verborgene Filmwelt, die von Modiano in seine Geschichte integriert ist und für die handelnden Personen zu Begegnungen mit Stars und Glamour führt. Am Ende stellt der Protagonist fest, dass ihm diese Welt sehr fremd ist. In „Quartier perdu“ (1984), der bisher in Deutschland nicht erschienen ist, geht es ums Erinnern und Vergessen, um die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart, in der sich Literatur und Film medial sehr nahe kommen. In „Du plus loin de l’oubli“ (1996), deutsch: „Aus tiefstem Vergessen“, spielen die Zuschauer eine Rolle, das Kino wird als Zufluchtsort begriffen, die Protagonisten sind auf der Suche nach ihrer Identität. Eva Gerritzen baut Brücken zwischen den literarischen Elementen und den filmischen Assoziationen, sie stabilisiert ihre Untersuchung mit vielen filmtheoretischen Verweisen (Bazin, Deleuze, Barthes) und findet Beweismaterial auch in konkreten Filmbeispielen der „Nouvelle vague“. Ein interessantes Buch vor allem für Modiano-Leserinnen und -Leser. Mehr zum Buch: 6jol6je02ford50