Aktuelles
15. Januar 2015

Kunst unter Kontrolle

2014.Kunst KontrollIn diesem Band sind die Beiträge des Cinegraph-Kongresses 2013 dokumentiert. Sein Thema war „Filmzensur in Europa“. In 14 Texten geht es um staatliche Kontrolle, veränderte Synchron-fassungen und Kriterien für Eingriffe in Deutschland, Österreich, der Tschechoslo-wakei und England. Günter Jordan informiert über die Filmzensur in der DDR, ergänzt von Ralf Schenk mit einem Beitrag zum SED-Verbotsplenum im Dezember 1965. Kompliziert, aber interessant ist die Konstruktion des „British Board of Film Classification“, einer privaten Organisation mit großen Befugnissen, die von Julian Petley dargestellt wird. Michael Achenbach und Thomas Ballhausen erzählen die Erfolgs- und Zensurgeschichte der Wiener Firma Saturn-Film in den Jahren 1906-1910. Ein sehr spezielles Thema behandelt Paolo Caneppele mit der Zensurpraxis bei Amateurfilmen in Österreich 1928-1938. Anna Bohn hat erfolgreich nach deutschen Filmzensur-Dokumenten aus der Weimarer Republik in russischen Archiven geforscht. Auch bei Georg Eckes geht es um den Film der Weimarer Republik, genauer: um die SPD als Gesetzgeber und als Filmproduzent; das führte zu manchen Widersprüchen. Zwei Beiträge sind dem tschechoslowakischen Film gewidmet: Ivan Klimes erinnert an das Festival in Banská Bystrica 1959 („Die Leistungsschau als Tribunal“) und Milan Klepikow berichtet über „die zaghafte, aber unvermeidliche Wiedereinführung der Zensur nach 1968“. Zweimal steht der Film CASABLANCA von Michael Curtiz im Mittelpunkt eines Textes: Carla Mereu Keating analysiert die Veränderungen in der italienischen Fassung, Joseph Garncarz die Eingriffe in die deutsche Fassung. „Ästhetische Zensur“ nennt Francesco Buono den Umgang mit Luchino Viscontis SENSO und ROCCO E I SUOI FRATELLI in den westdeutschen Fassungen. Andreas Kötzing informiert noch einmal über den „Interministeriellen Ausschuß für Ost/West-Filmfragen“ in der Bundesrepublik in den 1950er und 60er Jahren. Und Ursula von Keitz konzentriert sich in ihrem Beitrag über das Provokationspotential des Religiösen in den 70er und 80er Jahren auf drei Filme: THE DEVILS von Ken Russell, LIEBESKONZIL von Werner Schroeter und DAS GESPENST von Herbert Achternbusch. Ein sehr informativer Band in der Reihe der CineGraph-Bücher“, redaktionell betreut von Johannes Roschlau. Coverfoto: Hildegard Knef und Gustav Fröhlich in dem Film DIE SÜNDERIN. Mehr zum Buch: 9783869163727#.VLLEbxzxlgs