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14. Januar 2015

Klaus Maria Brandauer

2014.BrandauerVon dem österrei-chischen Autor und Theaterkritiker Ronald Pohl habe ich hier und da einen Text aus dem Standard gelesen, aber nie ein Buch. Seine Publikation über den Schauspieler Klaus Maria Brandauer ist höchst eigenwillig, über weite Strecken faszinierend, aber weit entfernt von einer Biografie. Ihre Dramaturgie bleibt unklar, weil der Autor Vor- und Rückblenden liebt und vor allem daran interessiert ist, Mimik, Gestik und Körpersprache des großen KMB in seinen verschiedenen Theaterrollen zu beschreiben. Das tut er sehr differenziert, man spürt die Verehrung für seinen Protagonisten und lässt sich notgedrungen auf das zeitliche Labyrinth ein. Ausgangspunkt ist der „König Lear“ am Wiener Burgtheater 2013 in der Regie von Peter Stein. Und schnell wird in diesem Zusammenhang das Burgtheater unter seinem Intendanten Matthias Hartmann thematisiert. Dann geht es zurück in die 1970er Jahre, in die Zeit einer Zusammenarbeit mit Friedrich und Eva Heer, in die 80er Jahre, zu „Hamlet“ und in die Zeit, als Bruno Kreisky Bundeskanzler war. Nach einem kleinen Ausflug zum Philosophen Ludwig Wittgenstein kommen wir nach Neuhardenberg, wo KMB 2013 den Krapp in Becketts „Letztem Band“ gespielt hat. Nun folgt eine lange Phase Peter Stein, seine große Zeit an der Schaubühne und seine Trennung vom Haus, alles wunderbar erzählt, wenn man sich daran erinnert. KMB kommt wieder ins Spiel mit dem zehnstündigen „Wallenstein“ (2007) und mit „Ödipus auf Kolonos“ (2010). Sehr schön ist der Exkurs zu drei großen Filmrollen von KMB unter der Regie von István Szabó: MEPHISTO (1981), OBERST REDL (1985) und HANUSSEN (1988) mit einer kurzen Erwähnung seines eigenen Regiefilms GEORG ELSER – EINER AUS DEUTSCHLAND. Auf den Seiten 112-124 wird dann auch ein „Psychogramm der Herkunft“ von KMB eingefügt, geboren 1943 in Bad Aussee. Es folgen Kapitel zu Brandauer und dem „Nationaltheater“ (Burgtheater), zur Zusammenarbeit mit Fritz Kortner und Hans Neuenfels, zu seiner „Hamlet“-Regie, seinem „Nathan“ und seinem Dorfrichter Adam im „Zerbrochenen Krug“. Es ist faszinierend, wie Ronald Pohl quasi die Einzelteile der Schauspielkunst von KMB zusammenfügt. Da ist es logisch, dass es am Ende des Buches kein Rollenverzeichnis und kein Register gibt. Wer liest, der findet. Coverfoto: Brandauer als König Lear. Mehr zum Buch: 1&navsection=2