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13. Januar 2015

Herrmann Zschoche

2014.ZschocheUnter den DEFA-Regisseuren habe ich ihn immer besonders geschätzt, weil er einige heraus-ragende Filme gedreht hat. Dazu gehören für mich vor allem KARLA (1965), SIEBEN SOMMERSPROSSEN (1978) und BÜRGSCHAFT FÜR EIN JAHR (1981). Sie erzählten viel von der Realität in der DDR, hatten einen eigenen Stil und überzeugten durch ihre differenzierten Frauenfiguren. Im vergangenen Jahr beging Herrmann Zschoche seinen 80. Geburtstag. Seinen letzten Kinofilm hat er 1991 gedreht, es folgten noch einige Fernsehfilme, seit längerer Zeit, das ist offenbar mehr als ein Hobby, schreibt er interessante Bücher über Caspar David Friedrich und die romantische Malerei. Bei CineGraph Babelsberg ist jetzt, herausgegeben von Anna Luise Kiss, in der Reihe der „Filmblatt-Schriften“ eine beeindruckende Publikation über Zschoche erschienen. Das Grußwort stammt von Ralf Schenk. Die Herausgeberin porträtiert den Regisseur und leitet den Band ein. Der Filmwissenschaftler Tobias Ebbrecht-Hartmann erzählt von Zschoches Ausbildung an der Filmhochschule in Babelsberg, zu deren ersten Studenten er gehörte, und von den Schwierigkeiten mit dem Verbotsfilm KARLA. Die Filmjournalistin Stella Donata Haag, Spezialistin für den Kostümbereich, widmet sich in ihrem Beitrag den Kleidern und Bildern in drei Filmen des Regisseurs, dem Gegenwartsfilm KARLA, dem historischen Hölderlin-Film HÄLFTE DES LEBENS und dem Science-fiction-Film EOLOMEA. Der Musikwissenschaftler Wolfgang Thiel macht stilistische und dramaturgische Anmerkungen zur Musik in den Spielfilmen von Zschoche. Dorett Molitor beschreibt die Sammlung Herrmann Zschoche im Filmmuseum Potsdam. Studierende der Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“ haben mit dem Regisseur, seiner Co-Autorin Christa Kožik, seiner Schnittmeisterin Monika Schindler und seinem langjährigen Kameramann Günter Jaeuthe im Mai 2014 ein sehr lebendiges Gespräch geführt. Der Medienwissenschaftler Marius Böttcher analysiert beispielhaft den Film INSEL DER SCHWÄNE. Anna Luise Kiss untersucht den Umgang von Zschoche mit Kinder- und Laiendarstellern. Und Dieter Chill erzählt von der Zusammenarbeit dem Regisseur bei seinem letzten Kinofilm, DAS MÄDCHEN AUS DEM FAHRSTUHL. Die unterschiedlichen Perspektiven, die in den Beiträgen zur Geltung kommen, machen den Band sehr lesenswert. Man müsste sich mal wieder einige Filme von Herrmann Zschoche anschauen. Mehr zum Buch: der-regisseur-herrmann-zschoche