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04. Dezember 2014

Harald Braun

2014.Harald BraunSein erster Film hieß ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE (1942). Sein erster Nachkriegsfilm trug den Titel ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN (1947). Harald Braun (1901-1960) hatte als Autor, Regisseur und Produzent seine große Zeit in den 1940er und 50er Jahren, filmhistorisch also eher in einer Zwischenperiode. Da gerät man leicht in Vergessenheit. Deshalb ist es sehr sinnvoll, dass Rolf Aurich und Wolfgang Jacobsen jetzt ein Buch über ihn publiziert haben, in dem die Stärken (und auch die Schwächen) von Harald Braun formuliert werden. Konsequent tut dies Olaf Möller in seinem klugen Essay „Der Weg von der Wahrheit zur Wirklichkeit, die Suche danach“, der die Kinofilme thematisch und stilistisch aus heutiger Sicht analysiert. Das geschieht in einer erfrischend unakademischen Sprache und fördert viele gute Beobachtungen zutage. Zentral ist seine These „Am Anfang aller Arbeiten Brauns steht eine Idee, eine Konstallation, etwas Abstraktes, das dann systematisch und mit viel Bedacht in einer kinematografischen Form ausgestaltet wird. Braun geht niemals von Bildern oder Stimmungen aus, sondern immer von Fragestellungen, Problemen, und zwar immer den ganz großen.“ (S. 12). Und: „Konstituierend für Brauns Kino sind eher soziopolitische Anordnungen, Figuren, die unter veränderten Genrevorzeichen, in diversen Epochen und Kostümen durchgespielt werden, Konstellationen, denen er sich von immer neuen Seiten her nähert. Ganz exzessiv z.B. Mitte der 1950er Jahre, als er in einem Rutsch sechs gestalterisch-tonal frappierend unterschiedliche Filme über das Motiv ‚Herrscher und Beherrschte’ drehte.“ (S. 13). Sehr lesenswert ist auch der (kürzere) Text von Werner Sudendorf über Licht, Dekor und Kostüm in Brauns Filmen (mit einigen beispielhaften Fotos). Von den Herausgebern Aurich und Jacobsen stammen drei Texte: über Glauben und Religiosität („Von evangelischem Lebensgeist“), über die politische Haltung und die Arbeit als Autor für Presse und Rundfunk („Eingeschränkte Sicht im nationalistischen Nebel“) und die Produktionshintergründe seiner Filme („Filmpausen“) unter Nutzung von Dokumenten aus dem Nachlass. Über den im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg verwahrten Nachlass informieren Michael Peter Hehl und Tanja Kraemer. Dokumentiert ist auch ein Text von Harald Braun: „Das gefangene Gesicht“ (aus der Neuen Rundschau, April 1937). Eine Lebens-Chronik Brauns befindet sich im Anhang, ebenso wie eine umfangreiche Bibliografie seiner Texte und eine von Fritz Tauber recherchierte Filmografie. Auf einer beigelegten Audio-CD kann man ein Interview von Erwin Goelz mit Harald Braun aus dem Jahr 1952 hören. Eine beeindruckende Publikation! Coverfoto: Braun bei den Dreharbeiten zu DER LETZTE SOMMER (1954). Mehr zum Buch: VH3jrhzxlgs