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02. November 2014

DER SCHWEINESTALL

2014.DVD.SchweinestallIm Martin-Gropius-Bau in Berlin ist weiterhin die Pier Paolo Pasolini-Ausstellung zu sehen. Bei der Filmgalerie 451 ist erstmals Pasolinis Film PORCILE/DER SCHWEINE-STALL (1968/69) als DVD erschienen. Er wurde 1969 in Venedig uraufgeführt, die Reaktionen der internationalen Kritik waren ambivalent. Auch heute, 45 Jahre später, ist man (oder bin ich) nach der Besichtigung zwiegespalten. Zu sehen sind zwei ineinander verwobene Geschichten, die erstens den Kannibalismus und zweitens die Sodomie thematisieren. Ein junger Mann im Mittelalter (gespielt von Pierre Clementi), zunächst einsam in der Wüste, ernährt sich von Insekten und Schlangen, tötet einen Menschen, der sich in der Einöde verirrt hat, und verspeist ihn. Andere Menschen stoßen zu ihm, es bildet sich eine Kannibalengruppe, sie wird von Soldaten verfolgt, gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Man wirft sie Hunden und Schakalen zum Fraß vor. Ein anderer junger Mann (gespielt von Jean-Pierre Léaud), ist Sohn eines ehemaligen Hitler-Anhängers, wohnt in einem Schloß in Bad Godesberg in den 1960er Jahren, ist befreundet mit einer Berliner Studentenrebellin (gespielt von Anne Wiazemsky) und bekennt, dass er sich aus Ekel vor den Menschen nur noch mit unschuldigen Tieren, speziell mit Schweinen, vergnügen kann. Am Ende berichtet ein Bote, dass der junge Mann von den Schweinen aufgefressen wurde. In der ersten Geschichte wird fast gar nicht gesprochen, in der zweiten sehr viel. Die Bilder (Kamera: Armando Nannuzzi und Tonino Delli Colli) sind unterschiedlich in Distanz und Nähe, in statischen Einstellungen und beweglicher Handkamera, aber durch die Montage eng miteinander verbunden. Es dominiert die thematische Provokanz, gelegentlich die Satire, es gibt andererseits eindrucksvolle Szenen. Georg Seeßlen hat für das beiliegende Booklet einen Essay verfasst, der den Film vielfältig erschließt und ihm große Bedeutung beimisst. Da kann ich ihm nur partiell folgen. Mehr zur DVD: der-schweinestall/