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24. September 2014

Folter und Film

2014.Folter und FilmReinhold Görling ist Medienwissenschaftler an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich von Bild und Gewalt, die vorliegende Publikation erscheint mit Unterstützung der VolkswagenStiftung. Mit dem Thema Folter widmet er sich einer extremen Form der Gewalt, sie ist, so der Autor, „eine durch und durch theatrale Inszenierung, in der dem Opfer seine Machtlosigkeit vorgeführt werden soll.“ Und: „Gerade weil die Differenz zwischen Handlung und Vorführung jede szenische Konstellation als Faltung und inneres Oszillieren charakterisiert und in ihrer Dynamik bestimmt, hat das Kino ein verstärktes Bewusstsein auch der szenischen Dimension der Gewalt entwickelt. Wenn es eine Szene der Folter zeigt, dann macht es uns nicht zum distanzierten Betrachter einer Vorführung, es zieht uns tatsächlich auch in die Handlung selbst hinein.“ In vier Kapiteln konkretisiert Görling diese These an konkreten Filmbeispielen. Sein Ausgangspunkt im ersten Kapitel ist die berühmte Szene der Folterung des kommunistischen Widerstandskämpfers Manfredi durch die deutschen Besatzer in Roberto Rossellinis ROMA CITTÀ APERTA, die präzise analysiert wird. Auch in Rossellinis Filmen ANGST, EUROPA ’51 und IL GENERALE DELLA ROVERE gibt es Momente der Folterung, die aber unterschiedlich gezeigt oder im Bild ausgespart werden. Im zweiten Kapitel führt der Weg von Rossellinis dokumentarischen Aufnahmen zu George Orwells Roman „1984“ und der Verfilmung von Michael Radford, zu dem polnischen Film PRZESLUCHANIE (VERHÖR) von Ryszard Bugajski, SALÒ O LE 120 GIORNATE DI SODOMA von Pier Paolo Pasolini und WAS WO von Samuel Beckett. Im dritten Kapitel reflektiert der Autor zunächst sehr beeindruckend Chris Markers Film LA JETÉE und verbindet dies mit Verweisen u.a. auf RED DUST von Tom Hooper und HUNGER von Steve McQueen. Das letzte Kapitel ist vor allem Kathryn Bigelow und ihren Filmen THE HURT LOCKER und ZERO DARK THIRTY gewidmet. Hier spielt das Thema Terrorismus eine größere Rolle. Am Ende stehen die Filme STANDARD OPERATING PROCEDURE von Errol Morris und THE ACT OF KILLING von Joshua Oppenheimer. Der Text ist theoretisch (Deleuze, Derrida, Foucault) durchgehend abgesichert. Auf dem Cover verbinden sich ROMA CITTÀ APERTA und ZERO DARK THIRTY. Mehr zum Buch: szenen-der-gewalt?c=738