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29. Juni 2014

Volker Koepp

2014.DVD.Koepp 1.kleinAm vergangenen Sonntag ist der Dokumentarist Volker Koepp 70 Jahre alt geworden. Es gab einige sehr schöne Geburtstagstexte (zum Beispiel von Martina Knoben in der SZ oder von Gunda Bartels im Tagesspiegel), und bei Absolut Medien sind zwei Doppel-DVDs mit frühen Filmen von ihm erschienen. Sein Wittstock-Zyklus gehört für mich zu den Glücksfällen des Dokumentarfilms der DDR. Der erste Film, MÄDCHEN IN WITTSTOCK, wurde 1974, also vor vierzig Jahren gedreht, dann folgten ein Jahr später WIEDER IN WITTSTOCK, zwei Jahre später WITTSTOCK III und drei Jahre später LEBEN UND WEBEN. Es waren noch Kurzfilme: der erste 18 Minuten lang, der zweite 22, der dritte 32, der vierte 28. 1984 entstand der erste Langfilm: LEBEN IN WITTSTOCK. Mehr war eigentlich nicht geplant. Aber dann kamen die Wende und die Neugier auf die Veränderungen, die damit konkret verbunden waren. 1992 wurden wir mit NEUES AUS WITTSTOCK auf den damaligen Stand gebracht, und 1997 folgte mit WITTSTOCK, WITTSTOCK der Abschluss. Es ist sehr spannend, die Filme – die ich zu ihrer Zeit alle gesehen habe – heute noch einmal zu sehen. Einerseits wirkt vieles inzwischen weit entfernt. Andererseits, und das ist der großen Kunst von Volker zu verdanken, bleiben uns die Menschen, die wir über lange Zeit kennen gelernt haben, erstaunlich gegenwärtig. Es geht um Näherinnen aus dem 1974 eröffneten Obertrikotagenbetrieb „Ernst Lück“ in Wittstock an der Dosse, einer kleinen Stadt mit 10.000 Einwohnern im Nordwesten von Berlin. Drei Frauen werden zum Zentrum der Beobachtung: Edith, FDJ-Sekretärin, zeitweise Bandleiterin, mutig und ehrlich, hat all unsere Sympathien. Sie wird 1992 entlassen und geht dann in die BRD. Renate, die Älteste und Erfahrenste im Konfektionsbereich, war Abteilungsleiterin, sie kann die Abläufe und Fehler im Betrieb natürlich am besten erklären. Sie arbeitet nach der Wende als Zimmermädchen in einem Hotel. Elsbeth (Cover-Foto), die Jüngste, übernimmt Verantwortung in der Endkontrolle, hat den größten Charme und eher bescheidene Zukunftswünsche. Wir sehen die Frauen bei der Arbeit, im Gespräch, auch in der Freizeit. Es wurde damals kräftig geraucht. Die Nachtschichten sind anstrengend. Die Männer wirken eher abschreckend. Alle Filme wurden in Schwarzweiß gedreht. Kamera: Christian Lehmann. Volker vermittelt aus dem Off kurze Informationen. Alle Filme zusammen dauern sechseinhalb Stunden. Die Zeitinvestition lohnt sich. Das Booklet, herausgegeben von Ralf Schenk, ist sehr informativ. Mehr zur DVD thema&list_item=53