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15. Juni 2014

DIE STADT DER MILLIONEN

2014.DVD.StadtZwei Jahre vor Walther Ruttmanns BERLIN. DIE SINFONIE DER GROSS-STADT (1927) entstand DIE STADT DER MILLIONEN von Adolf Trotz, ein Ufa-Kultur-film, der wenig bekannt ist und als Dokument große Qualitäten hat. Natürlich bleibt er hinter den experi-mentellen Ansprüchen von Ruttmann weit zurück. Aber sein authentisches Bild-material ist beeindruckend. Vier Kapitel strukturieren den Film: 1. „Quer durch Berlin“. 2. „Des Tages Arbeit“. 3. „Berlin bei Nacht“. 4. „Der Sonntag des Berliners“. Diesen Themen sind Impressionen der Stadt zugeordnet und – auch das unterscheidet ihn von Ruttmann – Spielszenen, in denen Geschichtsmomente nachinszeniert wurden. Sie sind aus heutiger Sicht der vielleicht schwächste Teil des Films. Während bei Ruttmann die Annäherung an die Stadt mit der Eisenbahn beginnt, kommen wir bei Trotz mit dem Flugzeug und wechseln dann zur Stadtrundfahrt in einen Autobus. Es sind natürlich die bekannten Straße und Plätze, die uns gezeigt werden: Friedrichstraße, Leipziger Straße, Alexanderplatz, das Schloss, der Potsdamer Platz, die Tauentzienstraße und der Kurfürstendamm, der Zoo, der Tiergarten und das Rote Rathaus. Es gibt früh eine Vision: Berlin im Jahr 2000. Sie erinnert ein bisschen an METROPOLIS, realisiert als Zeichentrickfilm. Verkehrmittel spielen eine große Rolle: Autos, Droschken, U-Bahnen. Und die städtischen Einrichtungen kommen ins Bild: Polizei, Feuerwehr, Krankenhäuser. Die Kamera fotografiert Menschen der Zeit – auf dem Markt, bei der Arbeit, beim Tanzen, auf dem Rummelplatz, am Sonntag beim Sport. Oft wird mit Splitscreen gearbeitet, um die Dynamik zu vergrößern. Auch der Film hat seinen Stellenwert: die Filmateliers in Tempelhof und Neubabelsberg, die Kinos in der Stadt. Ein kleiner Ausflug führt nach Potsdam (Sanssouci) und ans Grab von Heinrich von Kleist. Am Ende sind einige politische Ereignisse dokumentiert. Die Musik stammt von Boris Bojadzhiev und Bowen Liu. Das Filmmuseum Potsdam hat die DVD bei Absolut Medien herausgegeben. Die Aufsätze von Guido Altendorf, Jesko Jockenhövel und Mario Geßler im Booklet sind informativ. Der Film IM STRUDEL DER VERKEHRS (1925) von Leo Peukert (39’) gehört zum Zusatzmaterial. Cover-Zeichnung: Heinrich Zille. Mehr zur DVD: 1551&list=thema&list_item=53