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18. Juni 2014

30. April 1945

2014.KlugeDer 30. April 1945 war ein Montag. Es war „Der Tag, an dem Hitler sich erschoß und die Westbindung der Deutschen begann“. Alexander Kluge ist an diesem Tag 13 Jahre, zwei Monate und 16 Tage alt. Er lebt in Halberstadt. Am 8. April 1945 waren große Teil der Stadt bei einem Luftangriff zerstört worden. Alexander ist nur knapp vom Einschlag einer Spreng-bombe verschont worden. Es ist eine „Delle in meinem Urvertrauen“. Psychologen würden von einem Trauma sprechen. Peter Laudenbach hat für den Tagesspiegel ein interessantes Gespräch mit Alexander Kluge geführt: 9976068.html. Halberstadt ist am 30. April 1945 bereits von den Amerikanern besetzt. Dieser Tag ist das zeitliche Zentrum des Buches. „Ankunft am Endpunkt“ heißt das erste Kapitel. Aber der Horizont ist offen. Das zweite Kapitel, „In einem anderen Land“, führt uns in die Schweiz, das dritte, „In der Reichshauptstadt“, nach Berlin, das vierte, „In einer kleinen Stadt“, nach Halberstadt, das fünfte, „Auf dem Erdball“, rund um die Welt: In San Francisco wird die Gründung der Vereinten Nationen vorbereitet, an der New Yorker Börse machen die Aktien einen Sprung nach oben, in Argentinien misslingt ein Putsch gegen die Regierung, im Exil macht sich Bert Brecht Gedanken über die europäische Arbeiterklasse, ein deutsches U-Boot fährt in einen japanischen Kriegshafen auf Java ein. Die Kombination der Texte und Schauplätze hat ihre eigene Logik. Ein spezielles Kapitel ist „Heidegger auf Burg Wildenstein“ gewidmet. Jedem Kluge-Kapitel folgt ein kleiner Text des Schriftstellers Reinhard Jirgl. Und „Anstelle eines Nachworts“ lässt uns der Autor an einer kleinen Schreibkrise im August 2013 auf Schloss Elmau teilhaben. Das Buch fasziniert durch das Nebeneinander von Dokument und Fiktion, Geschichte und Gegenwart, Tragik und Komik. Das ist Alexander Kluge, wie wir ihn lieben. Mehr zum Buch: alexander_kluge_42420.html