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13. November 2013

Klassiker des Fernsehfilms

2013.FernsehfilmEinerseits weckt die Lektüre des Buches Erinnerungen an wichtige Fernseherlebnisse. Zum Beispiel an Egon Monks KZ-Film EIN TAG (1965), an Martin Eckermanns DDR-Fünfteiler WEGE ÜBERS LAND (1968), an Tom Toelles/ Wolfgang Menges Vision EIN MILLIONENSPIEL (1970), an Axel Cortis österreichischen Zweiteiler EINE BLASSBLAUE FRAUEN-SCHRIFT (1984). Rund 300 Filme aus 60 Jahren Fernsehgeschichte hat Thomas Bräutigam (*1958) für sein Buch ausgewählt, sie sind von A bis Z gelistet. Zu jedem Titel gibt es Credits und Cast, eine kurze Inhaltsangabe, eine vorsichtige Bewertung und ein Zitat aus einer zeitgenössischen Kritik. Oft sind den Texten Verweise auf themengleiche Filme angefügt. Alles gut zu lesen. Bräutigams Lieblingsregisseure sind Dominik Graf und Peter Beauvais (je 11 Titel), Egon Monk (10), Jo Baier, Eberhard Fechner, Dieter Meichsner und Dieter Wedel (je 8). Gegen sie ist überhaupt nichts einzuwenden – aber (jetzt kommt das Andererseits) es fehlen zu viele wichtige Namen und Produktionen. Kein Film von Percy Adlon, Peter F. Bringmann, Imo Moszkowicz, Christian Rischert oder Werner Schroeter. Das „Kleine Fernsehspiel“ des ZDF hat offenbar nicht stattgefunden. Mit 20 Titeln ist der DDR-Fernsehfilm deutlich unterrepräsentiert. Und das Feld des Dokumentarfilms, ein genuines Fernsehgenre, ist nicht bestellt: fünf Filme von Eberhard Fechner sind benannt (das ist ihm zu gönnen), aber kein einziger von Hans-Dieter Grabe, Thomas Schadt oder Klaus Wildenhahn, nichts von Winfried Junge oder Volker Koepp. An FUSSBALL WIE NOCH NIE (1970) von Hellmuth Costard, ZÜNDSCHNÜRE (1974) von Reinhard Hauff  oder WAS SOLL’N WIR DENN MACHEN OHNE DEN TOD? (1980) von Elfi Mikesch wagt man gar nicht zu erinnern. Dagegen werden mehrere Filme aus den Jahren 2011 und 2012 bereits zu Klassikern erklärt. Das leuchtet mir nicht ein, auch wenn der Autor damit offenbar eine Brücke in die Gegenwart bauen will. So hinterlässt die Lektüre gemischte Gefühle. Mehr zum Buch: fernsehgeschichte.html