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17. Mai 2013

Philosophie des Films

2013.Früchtl 2Ohne Philosophiestudium kann man diesem Buch nicht gerecht werden. Deshalb formuliere ich mit aller Vorsicht ein paar Gedanken, die mir beim Lesen durch den Kopf gingen. Josef Früchtl (*1954), Professor für Philosophie und Kultur an der Universität Amsterdam, rekapituliert die auch von Gilles Deleuze vertretene These, dass das Medium Film auf der Basis des Neorealismus, der Nouvelle Vague und des westdeutschen Autorenfilms dafür gesorgt hat, den Menschen im ontologischen und existentiellen Sinne Vertrauen in das Funktionieren der Welt zurückzugeben. Im Zentrum des Buches steht dann der Versuch, die Vertrauensthese von Deleuze zu befreien und ihr mit dem Denken anderer Philosophen zu einer eigenständigen, weniger metaphysischen Bedeutung zu verhelfen. Dafür holt sich Früchtl Unterstützung bei Jean-Luc Nancy, Walter Benjamin, Georg Simmel, Immanuel Kant, Hans Ulrich Gumbrecht, Stanley Cavell und einem Dutzend anderer Kollegen. Die neun Kapitel – meist aus Vorträgen destilliert – bauen ein kompliziertes Konstrukt aus Definition, Abgrenzung und neuer Hypothese. Der Film selbst spielt dabei zwar eine existentielle, aber nur in wenigen Momenten eine konkrete Rolle. Seinen Einstieg findet Früchtl mit der Schlussszene des Antonioni-Films BLOW UP, die als Einladung zum Vertrauen interpretiert wird. Ein kleines Kapitel ist dem Film FIGHT CLUB von David Fincher gewidmet. Da geht es um den „Kampf des Ich mit und gegen sich selbst.“ Als dritter Film wird im siebten Kapitel FLAGS OF OUR FATHERS von Clint Eastwood auf das Heldenbild hin untersucht. Das ist mir, aufs Ganze gesehen, zu wenig Konkretisierung. Im Labyrinth der Philosophie hätten mir ein paar Brücken in die filmische Realität sehr geholfen. Aber wahrscheinlich bin ich die falsche Zielgruppe für diese Publikation. Und für ein Zweitstudium ist es leider ein bisschen zu spät. Mehr zum Buch: titel/978-3-7705-5506-2.html