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07. Mai 2013

Die Erfindung von Hollywood

2013.Selig 2Filmgeschichte lässt sich auch literarisch erzählen. Christine Wunnicke (*1966) ist eine kluge, sprach-sensible Münchner Autorin, die uns noch einmal in Erinnerung ruft, wie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts das damals sehr entlegene Hollywood als Filmstadt entdeckt wurde. Einerseits geht es dabei um Wetter-verhältnisse, anderer-seits um das Macht-spiel zwischen dem Filmproduzenten William Selig und dem Regisseur Francis Boggs. Selig fühlt sich Chicago verbunden und will dort auch die Regenzeiten aussitzen. Boggs zieht es aus Vernunftgründen ins sonnige Kalifornien. Letzten Endes gewinnt er den Kampf. Aber der Preis dafür ist hoch: er wird – und das ist historisch verbürgt – von dem Gärtner Frank Minematsu erschossen. Auf hundert Seiten wird diese Geschichte, unterbrochen von kurzen zeitgenössischen Zitaten, aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und bekommt zeitweise eine filmische Dimension. Im Hintergrund spielen auch die Patentrechte von Thomas Edison eine Rolle, und am Rande taucht der Universal-Gründer Carl Laemmle auf. Wohlgemerkt: kein Sachbuch, sondern ein kleiner biografischer Roman. Sehr lesenswert. Mehr zum Buch: programm/selig-boggs/