Aktuelles
03. Dezember 2012

DEFA-Dokumentaristen

„Das Prinzip Neugier“ heißt ein umfäng-liches Buch, in dem 21 Dokumentarfilmer der DEFA über ihr Leben und ihre Arbeit, ihre Erfolge und Schwierigkeiten erzählen. Es ist Oral History der besten Art. O-Ton, wie er lesenswert ist, wenn zugeneigt und sachkundig gefragt wird. Ingrid Poss, einst Dokumentarfilmerin bei der DFEA, heute Autorin, hat das Buch initiiert; sie wurde unterstützt von Christiane Mückenberger und Anne Richter, als Herausgeber fungiert das Filmmuseum Potsdam. Die Gespräche fanden fast alle 2010/2011 statt, nur das Interview mit Karl Gass stammt aus dem Jahr 1998. Die von vielen verehrte Vaterfigur des DDR-Dokumentarfilms starb 2009. Auch Kurt Maetzig, DEFA-Mitgründer und Dokumentarist bis 1950, ist inzwischen tot. Die Reihenfolge der Gespräche ist nach den Geburtsjahren der Protagonisten geordnet (nur Barbara Junge hat man nicht von ihrem acht Jahre älteren Ehemann Winfried getrennt). Erzählt werden Lebengeschichten: Herkunft, Ausbildung, Affinitäten zum Film, Arbeit bei der DEFA, Verhältnis zur Politik, eigener Lieblingsfilm – und dann geht es um die persönlichen Folgen der Wende, also die Trennung von der abgewickelten DEFA, die Versuche einer Neuorientierung, die beruflichen Schwierigkeiten, auch die Verbindungen zu Kollegen und immer die Schlussfrage „Was war die DEFA für Dich?“ Das Erinnerungsvermögen der Befragten ist in vielen Fällen phänomenal; vielleicht weil Dokumentaristen ein gutes Gedächtnis haben müssen. Die Antworten sind in der Regel reflektiert. Man hört – zum Beispiel bei Jürgen Böttcher, Winfried Junge und Volker Koepp, die ich am besten kenne – die Stimme.

Noch der Hinweis auf ein Buch, das 1969 erschien, redaktionell verantwortet u.a. von Rolf Liebmann: Filmdokumentaristen der DDR (über Annelie und Andrew Thorndike, Joachim Hellwig, Walter Heynowski, Gerhard Scheumann, Max Jaap, Heinz Fischer, Joachim Hadaschik, Heinz Müller, Wolfgang Bartsch, Harry Hornig, Peter Ulbrich, Joop Huisken, Karl Gass, Winfried Junge, Jürgen Böttcher, Gitta Nickel, Karlheinz Mund). Es ist interessant, die Porträts aus heutiger Sicht zu lesen. Und noch immer lesenswert ist das Buch von Ralf Schenk und Günter Jordan: Schwarzweiß und Farbe. DEFA-Dokumentarfilme 1946-92. Jovis Verlag, Berlin 1996.