Aktuelles
12. November 2012

Imaginationen des Individuums

Eine Dissertation aus der Schweiz, nicht der Filmwissenschaft, sondern der Sozialgeschichte zuzuordnen. Interessanter Lesestoff für Anhänger der Figurenanalyse. Wenn man den zugrundegelegten Begriff des „Subjektmodells“ begriffen hat (der Autor verwendet darauf viel Mühe), dann hat es eine Logik, ihn als Schlüssel für Filmprotagonisten des klassischen Hollywoodkinos zu nutzen. 40 Filme aus den Jahren 1931 bis 1962, von LITTLE CAESAR bis TO KILL A MOCKINGBIRD, sind die Fallbeispiele für Stephan Durrer. Es sind vor allem Männer, deren Verhaltensweise analysiert wird. In vier großen Kapiteln werden jeweils fünf bis acht Filme in einen thematischen Zusammenhang gestellt: „Unbedingte Treue zu sich selbst“ (im Zentrum: MR. SMITH GOES TO WASHINGTON), „Existentielle Befreiung“ (ON THE WATERFRONT), „Zerfallende Souveränität“ (THE TREASURE OF THE SIERRA MADRE), „Vergebliches Streben nach Freiheit“ (CITIZEN KANE). Ein separates Kapitel dazwischen: „Zur Selbstentwicklung von Hollywoods Heldinnen“ (GONE WITH THE WIND). Was mir gefällt, ist der genaue und konkrete Blick des Autors auf die Filme. Der Anhang ist informativ, die Abbildungen sind technisch akzeptabel und für die Argumentation hilfreich.