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28. November 2012

Ekstase

Band 6 der „Projektionen. Studien zu Natur, Kultur und Film“, herausgegeben von Thomas Koebner. Und weil sein Horizont weit über den Film hinausgeht, gibt er auch dem Phänomen von Exaltation und Entrückung eine substantielle Tiefe. So reflektiert Susanne Gödde in einem höchst lesenswerten Essay über die dionysische Ekstase in der griechischen Antike, entdeckt Gert Sautermeister in einem großen Text Verbindungen einer Gegenkultur bei Bocciaccio, Nietzsche, Schiller, Beethoven, Klopstock, Gottfried Keller und Eichendorff und endet bei der Studentenbewegung. Was in der Konklusion noch keine Logik bekommt, erschließt sich spätestens beim Lesen. Eike Wittrock erinnert an moderne Tanzekstasen zwischen Form und Erfahrung. Und Thomas Koebners Beispiele der Ekstase im Film verweisen auf Langs METROPOLIS (die falsche Maria) und FURY, Bergmans SIEBTES SIEGEL, Renoirs FRENCH CAN CAN, Fellinis I VITELLONI, Fred Astaire, Gustav Machatys Drama EKSTASE, Pascal Ferrans LADY CHATTERLEY und Peter Weirs PICNIC AT HANGING ROCK. Koebner interpretiert die ekstatischen Momente der Filme und lässt ihnen dabei ihre Geheimnisse. Michelle Koch schreibt am Ende, eher kurz, aber komprimiert, über Rauschekstasen im Film. Wie schön, dass solche Motivschnitte, die über das Medium hinausweisen, in der (Film-)Literatur möglich sind.