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25. Juni 2012

Sunset Boulevard

Dies ist ein schmales, intensives, etwas verrücktes Buch über amerikanische Filmgeschichte. Es handelt von der Stadt L.A., von Architekten, Drehbuchautoren, Regisseuren, Fotografen, vom Leben und Sterben, vom Reisen, ohne anzukommen, und speziell vom Film Noir. Der Autor Kevin Vennemann (*1977 in Westfalen) hat 2008 mit der amerikanischen Schriftstellerin, Filmemacherin und Kunsthistorikerin Chris Kraus eine Fahrt über den Sunset Boulevard von West nach Ost mit kleinen Ausflügen nach Pacific Palisades, Bel Air und Silver Lake unternommen. Er kombiniert in der ersten Hälfte des Buches Impressionen und Informationen wie ein Puzzle zu einer Genregeschichte. Das wirkt – wenn einem die Filme gut in Erinnerung sind – wie der Blick in ein Panoptikum der Zeit und öffnet interessante Perspektiven in die Architekturgeschichte, die mit Namen wie Richard Neutra, Pierre Koenig oder Raphael Soriano  verbunden ist. Vennemann macht sich kritische Gedanken über die Architekturfotos von Julius Shulman, der aber den Termin für ein verabredetes Gespräch vergisst. Ein eigenes Kapitel ist dem Töten und Sterben im Film Noir gewidmet, das bis Mitte der 1950er Jahre den strengen Spielregeln des Production Codes folgen musste. In der zweiten Hälfte des Buches geht es dann vornehmlich um den Tod, um die Darstellung von Gewalt in der Literatur (Raymond Chandler, James Ellroy), in der Fotografie (Weegee, Roman Vishniac) und im Film (Curtis Hanson, Brian De Palma). Und am Ende sind wir in New York angekommen, weit weg von Filmbildern, mitten in der Realität. Da wird es sehr dunkel. Mehr zum Buch: sunset_boulevard-kevin_vennemann_12646.html