Texte & Reden
06. März 2002

Heinz Rühmann 100

Ausstellungseröffnung im Filmmuseum Berlin

Verehrter Herr Bundespräsident, liebe Frau Rühmann, liebe Ehrengäste und Gäste, meine Damen und Herren,

ich heiße Sie – am Vorabend des 100. Geburtstages von Heinz Rühmann – herzlich willkommen zur Eröffnung unserer Ausstellung „Ein guter Freund“.

Vor fünf Jahren, im August 1997, haben Sie, liebe Frau Rühmann, im Roten Rathaus dem Land Berlin und der Kinemathek den Nachlaß von Heinz Rühmann übergeben. Es war eine wichtige Station auf dem Weg zu unserem Filmmuseum. Ich habe damals – glücklich und etwas übermütig – alle Gäste zu einer Ausstellung eingeladen, die im März 2002 stattfinden sollte, zum 100. Geburtstag von Heinz Rühmann. Nun freue ich mich, dass inzwischen das Filmmuseum eröffnet worden ist und dass viele, die 1997 dabei waren, auch heute gekommen sind. Vor allem Gyula Trebitsch und Artur Brauner.

Als Direktor dieses Museums habe ich die Erfahrung gemacht, dass es nichts schöneres gibt als Schauspielerausstellungen, und dass es besonders beglückend ist, solche Ausstellungen zu eröffnen. Denn die Gäste fühlen sich dem geehrten Schauspieler auf eine besondere Weise verbunden.

Es ist auch relativ leicht, eine Schauspielerausstellung der Öffentlichkeit zu vermitteln. Weil es eine konkrete Erwartung gibt, eine Neugierde, die mit dem jeweiligen Mythos des Schauspielers oder der Schauspielerin verbunden ist.

Eine Ausstellung über einen Regisseur, einen Produzenten, einen Kameramann oder ein übergreifendes Thema – wir haben dies inzwischen gespürt – ist wunderbar für Spezialisten und Cineasten. Sie bringt Erkenntnisse. Eine Ausstellung zu Schauspielerinnen oder Schauspielern hat aber einen besonderen emotionalen Kern. Sie stellt in den Mittelpunkt, was auch im Kino direkt zu sehen ist: einen Darsteller, eine Physiognomie, eine Stimme, einen sichtbaren Künstler. Nicht der Vermittler, der Inszenator, der Bildermacher oder der kreative Hersteller ist das Thema, sondern der Protagonist, den wir lieben, mit dem wir uns identifizieren, dessen Spiel wir bewundern.

Der biografische Zufall – zwei 100ste Geburtstage in zeitlicher Nähe – und unsere Ausstellungsdramaturgie haben es gefügt, dass eine Marlene-Dietrich-Ausstellung und eine Heinz-Rühmann-Ausstellung unmittelbar aufeinander folgen. Die Reibungsfläche, die wir den Besuchern damit bieten, ist für mich die eigentliche Herausforderung für ein Filmmuseum. Wir haben hier keinen Tempel abgeklärter Mythen, sondern einen Ort, an dem sich Zeitgeschichte und Filmgeschichte zueinander verhalten.

Ich kann mir nichts Spannenderes vorstellen und hoffe, dass Sie mit der entsprechenden Neugierde beim Gang durch die Ausstellung Deutschland und Heinz Rühmann in ein Verhältnis setzen. Wir haben alles getan, die Dokumente und Materialien so zu präsentieren, dass der Künstler zu seinem Recht kommt.

Mein Dank für die Realisierung der Ausstellung geht an Torsten Körner, der nicht nur ein beeindruckendes Buch über Heinz Rühmann geschrieben hat, sondern nun auch seine Feuerprobe als Ausstellungskurator bestehen kann, an Peter Mänz, der diese Ausstellung auf seine angenehm ruhige Art koordiniert hat, an Peter Jammerthal, dem wir vor allem die Zeitleiste zu Leben und Werk von Heinz Rühmann verdanken, an Nils Warnecke, der die Medienproduktion betreut hat, an Kristina Jaspers und Christina Ohlrogge, ohne die keine unserer Ausstellungen so wäre, wie sie am Ende ist, an Christa Schahbaz und Heidi Berit Zapke für ihre wirkungsvolle Öffentlichkeitsarbeit.

Ich danke dem Deutsche Filmmuseum in Frankfurt am Main, das die Ausstellung im Herbst übernehmen wird, für eine vertrauensvolle überregionale Zusammenarbeit und nenne besonders Hans-Peter Reichmann als unverzichtbare Verbindungsperson.

Mein Dank geht auch an unsere Freunde und Förderer, an Jürgen Schau, Helwig Hassenpflug und Gero Gandert, an den Medienpartner Info-Radio, an einige Sponsoren, die ungenannt bleiben möchten, und an die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, deren Vorstand Friedemann Beyer ich herzlich begrüße.

Ich gebe noch einen organisatorischen Hinweis. Um 19 Uhr zeigt das Kino Arsenal hier im Haus anlässlich unserer Ausstellungseröffnung den Film Der Hauptmann von Köpenick. Als Gäste unserer Eröffnung haben Sie freien Zutritt, wenn Sie sich bis 10 Minuten vor Beginn an unserem Kartencounter bemerkbar gemacht haben. Wer nicht ins Kino geht, ist natürlich weiterhin Gast unseres Eröffnungsfestes.

Heinz Rühmann hat mich als Schauspieler durch mein ganzes Leben begleitet. Als ich meinen ersten Rühmann-Film sah – Der Herr vom andern Stern – war ich elf und habe nicht alles verstanden. Als ich den letzten Heinz Rühmann-Film sah – In weiter Ferne, so nah! – habe ich Wim Wenders bewundert für die Idee und Besetzung der Rolle des Chauffeurs.

Ich habe Heinz Rühmann leider persönlich nie kennen gelernt. Diesen Vorzug hatten Sie, verehrter Herr Bundespräsident. Und ich vermute, dass dies auch in ihrem Grußwort eine Rolle spielen wird. Ich danke Ihnen und allen Gästen, dass Sie heute zu uns gekommen sind.

Berlin, Filmmuseum, 6. März 2002