Texte & Reden
04. Februar 1996

100 Jahre Film – 40 Bücher – Teil 1

Erster Teil der 40 Bücher zum 100. Geburtstag des Films

Das Jubiläum des Films und des Kinos 1995 haben Autoren, Verlage und kulturelle Institutionen mit zahlreichen Veröffentlichungen begleitet. Sie sind, je nach Anspruch und Möglichkeit, sehr unter-schiedlich. Die folgende Zusammenstellung listet alle mir bekannt gewordenen Publikationen zum genannten Anlass auf, gibt Hinweise zu den Autoren und Herausgebern, zu Inhalt und Form der Bücher und macht, soweit notwendig, auf qualitative Unterschiede aufmerksam. Die Reihenfolge ist keine Rangfolge, sondern an inhaltlichen Aspekten orientiert.

1 Hilmar Hoffmann: 100 Jahre Film. Von Lumière bis Spielberg, 1894-1994. Düssel-dorf: Econ 1995. 446 S. 30 DM. – Der Gründer der Oberhausener Kurzfilmtage, ehemals Frankfurter Kulturdezernent, inzwischen Präsident des Goethe-Instituts, hat seine Beiträge zum Thema Film aus den Econ-Epochenbüchern “Die Kultur unseres Jahrhunderts” überarbeitet und zu einer eigenständigen Publikation erweitert. Unterstützt wurde er dabei von Martin Loiperdinger (Deutsches Institut für Filmkunde), Renate Michel (ARD-Filmredaktion) und Wolfram Schütte (Frankfurter Rundschau). Schwerpunkte sind der deutsche Film und seine politischen Implika-tionen von den Anfängen bis in die Gegenwart. Internationale Aspekte werden ausschnitthaft und paradigmatisch einbezogen. Ärgerlich ist der schlampige Umgang mit Namen und Filmtiteln. Die angefügte “Filmtafel” von 1894 bis 1994 strotzt von Fehlern.

2 Rolf Thissen: 100 Jahre Film. Zahlen, Fakten, Mythen. München: Heyne 1995. 288 S. 16,90 DM. – Es geht hier mehr um Mythen als um Zahlen und Fakten. Thissen, früher in Köln ansässig, jetzt in München, ein Autor mit dem Hang zum Trivialen (“Deutscher Aufklärungsfilm”, “Russ Meyer” – zwei Bücher bei Heyne), zitiert sich durch eigene Texte und unveröffentlichte Manuskripte. Ihm geht es um eine “Zeitreise durch Bilder und Töne”. Er erzählt in sieben Kapiteln von den Anfängen des Kinos, von Stars und Propaganda, von amerika-nischem, europäischem und neuem deutschen Film und am Ende von der Zukunft des Kinos. Am originellsten ist der Anhang: “100 High-lights. Meine Meisterwerke”, eine sehr subjektive, also besonders interessante Hitliste, die – alphabetisch geordnet – mit ABSCHIED VON GESTERN beginnt und mit ZUR SACHE, SCHÄTZCHEN endet.

3 Wolfgang Jacobsen/Hans Helmut Prinzler/Werner Sudendorf (Hg.): Kino *Movie * Cinema. 100 Jahre Film. 24 Bilder einer Ausstellung. Berlin: Argon 1995. 215 S. 49,80 DM. – Kein Katalog, sondern ein begleitendes Buch mit Beiträgen, die über die Ausstellung hinaus-weisen. Zwölf Totalen und zwölf Großauf-nahmen zu den Themen Film und Archi-tektur (Autoren: Hans Dieter Schaal/ Dietrich Neumann), Film und Fotografie (John Kobal/ Ursula von Keitz), Film und Kino (Michael Althen/ Michael Esser), Film und Kunst (Ulrike Ottinger/Ula Stöckl), Film und Literatur (Rainer Rother/Norbert Grob), Film und Mode (Fritz Göttler/ Giorgio Armani), Film und Musik (Albrecht Dümling/Jolyon Brettingham-Smith), Film und Mythen (Helma Sanders-Brahms/Hark Bohm), Film und Politik (Jan Schütte/Mago), Film und Requisiten (Georg Seeßlen/-ky), Film und Technik (Jutta Brückner/Helmut Herbst), Film und Werbung (Jörg Becker/Harun Farocki). Mit vielen Abbildungen in Schwarzweiß und Farbe. Layout: Volker Noth. Das Vorwort von Volker Schlöndorff huldigt dem Marlene-Mythos.

4 Verena Lueken (Hg.): Kinoerzählun-gen. München: Carl Hanser 1995. Edition Akzente. 168 S. 34 DM. – Nachdruck einer Textreihe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Acht Schriftsteller (Joseph Brodsky, Jean-Claude Carrière, Joan Didion, Viktor Jerofejew, Charles Simic, Wladimir Sorokin, John Updike, Gore Vidal), ein Historiker (Robert Darnton) und sechs Filmregisseure (Hal Hartley, Michael Haneke, Krzysztof Kieslowski, Jiri Menzel, Carlos Saura, István Szábo) schreiben über Filme, die in ihrem Leben oder für ihre Arbeit eine besondere Rolle gespielt haben. Die Texte, bewußt subjektiv, sind in der Regel länger als in der ähnlich konzipierten Reihe der Frankfurter Rundschau (s.u.). Besonders beeindruckend: Hanekes Reflexion über Bressons AU HASARD BALTHAZAR. Die Herausgeberin, vormals Filmredakteurin der FAZ, berichtet inzwischen aus New York.

5 Wolfram Schütte (Hg.): Bilder vom Kino. Literarische Kabinettstücke. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1996. 174 S. 29,80 DM. – Vertreter der sechs traditio-nellen Künste waren eingeladen, sich zum 100. Geburtstag der siebten an persönliche Kinoerlebnisse zu erinnern. An jedem Dienstag erschienen die Texte in der Frankfurter Rundschau (und parallel in El Mundo, Aftonbladet, Der Standard und derBasler Zeitung). Zu den Autorinnen und Autoren gehören Antonio Lobo Antunes, John Berger, Alfred Brendel, Carlos Fuentes, William Gaddis, Nadine Gordimer, Günter Grass, Lars Gustafson, Elfriede Jelinek, Milan Kundera, Claude Lévi-Strauss, Markus Lüpertz, Claudio Magris, Amos Oz, Claude Simon, Karlheinz Stockhausen, John Updike und Martin Walser. Von Susan Sontag stammt ein “Vorspann”, der Herausgeber, früher bei der FR für Film verantwortlich, jetzt für Literatur und die Wochenendbeilage, hat den 52 Selbstporträts einen reflexiven “Abspann” hinzugefügt.

6 Peter Buchka (Hg.): Deutsche Augenblicke. Eine Bilderfolge zu einer Typologie des Films. München: belleville 1996. 118 S. 38 DM. – An jedem Donnerstag erschien 1995 auf der Filmseite der Süd-deutschen Zeitung ein Foto aus einer Filmkopie des Münchner Filmmuseums (hergestellt von Gerhard Ullmann) mit einem kurzen, erläuternden Text. Es begann mit dem Jongleur aus dem Wintergartenprogramm der Brüder Skladanowsky und endete mit einem Foto aus MÄNNER von Doris Dörrie. Die 52 Folgen dieser Serie liegen nun als Buch vor. Sie erzählen eine eigene Geschichte des deutschen Films. Die Texte stammen von Michael Althen, Peter Buchka, Harald Eggebrecht, Bodo Fründt, Fritz Göttler, Hans Günther Pflaum und Hans Schifferle. Eine Autorin war nicht dabei. Band 1 der neuen Schriftenreihe des Münchner Filmmuseums, “off”-Texte, herausgegeben vom verantwortlichen Filmredakteur der SZ.

7 Edgar Reitz: Bilder in Bewegung. Essays. Gespräche zum Kino. Reinbek: Rowohlt Taschenbuch 1995. 335 S. 16,90 DM. – 25 Gespräche mit deutschen Film-leuten, die Edgar Reitz für seinen Kino-Jubiläumsfilm DIE NACHT DER REGIS-SEURE geführt hat. Das längste (mit Alexander Kluge) umfasst 13 1/2 Druck-seiten, das kürzeste (mit Vadim Glowna) 2 1/2. Außerdem kommen zu Wort: Wolfgang Becker, Frank Beyer, Detlev Buck, Peter Fleischmann, Hans W. Geissendörfer, Reinhard Hauff, Werner Herzog, Wolfgang Kohlhase, Peter Lilienthal, Jeanine Meerapfel, Ulrike Ottinger, Rosa von Praunheim, Günter Rohrbach, Helma Sanders-Brahms, Peter Schamoni, Volker Schlöndorff, Hanna Schygulla, Peter Sehr, Hans Jürgen Syberberg, Rudolf Thome, Margarethe von Trotta, Luggi Waldleitner, Wim Wenders. Das Buch enthält ergänzend den Text eines Symposiums über “Die Zukunft der Bilder” (geleitet von Hans Günter Pflaum) und zwei Aufsätze von Reitz (“Die Filmkunst in Erwartung der digitalen Bilder”, “Die Wiedergeburt des Epos aus den Netzwerken”).

8 Wolfgang Müller (Red.): Die 100 des Jahrhunderts: Filmregisseure. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch 1994. 208 S. 16,90 DM. – Von Woody Allen bis Fred Zinnemann. Auf jeweils einer Doppel-seite werden die vorgeblich 100 wichtigsten Regisseure des Weltfilms kurz charakterisiert und mit ihren Eckdaten biografisch/filmo-grafisch skizziert und gewürdigt. Als deutschsprachige Regisseure sind berück-sichtigt: Fassbinder, Harlan, Käutner, Lang, Lubitsch, Murnau, Ophüls, Pabst, Schlöndorff, Siodmak, Sirk, Staudte, Trotta, Wenders, Wiene. Das Fehlen zumindest von Konrad Wolf ist kaum verzeihlich. Auch Dokumentaristen (Robert Flaherty, Joris Ivens) sind nicht berücksichtigt. Die Autoren heißen Jasper Kalldewey, Anke Stahl, Michael Venhoff und Michael Wengemann. Es wird nicht ganz deutlich, für welche Leser sie dieses Buch geschrieben haben.

9 Werner Faulstich/Helmut Korte (Hg.): Fischer Filmgeschichte. Frankfurt/Main: Fischer Taschenbuch 1991-1995. 5 Bände. zus. 1.884 S. 131,20 DM. – Im Jubiläumsjahr erschien der fünfte und letzte Band über die Jahre 1977 bis 1995 (Titel: Massenware und Kunst). Für jedes Jahr wird – wie in den vorangegangenen Bänden – ein prototypi-scher Film analysiert, zum Beispiel DIE BLECHTROMMEL für 1979, DIRTY DANCING für 1987, JURASSIC PARK für 1993. Die Begrenzung auf jeweils einen Film pro Jahr (nach den Kriterien des Erfolges und des Einflusses) macht das Gesamtwerk sehr disparat. Warum dieser Film und nicht jener in einem Jahr mit vielen interessanten, erfolgreichen Filmen? Meist bleibt diese Frage unbeantwortet. Der Zufall und die Beliebigkeit haben hier mitgeschrieben. Die Texte sind am besten, wenn sie aufmerksam und ohne Wissenschaftsjargon einen Film beschreiben und interpretieren. Zu den Autoren des Gesamtwerks mit mehr als einem Beitrag gehören neben den Herausgebern Franz-Josef Albersmeier, Hans Beller, Bern-hard von Dadelsen, Peter Drexler, Manfred Engelbert, Hans Gerhold, Lawrence Guntner, Knut Hickethier, Peter Hoff, Thomas Kuchenbuch, Fred Ritzel, Hans-Peter Rodenberg, Gottfried Schlemmer, Jens Thiele. Der Herausgeber Faulstich ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Lüneburg, Korte Professor für Filmtheorie und Filmge-schichte an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig.

10 Michael Schaudig (Hg.): Positionen deutscher Filmgeschichte. 100 Jahre Kinematographie: Strukturen, Diskurse, Kontexte. München: diskurs film 1996. 508 S. 58 DM – Eine Erkundungsreise durch Desiderate der deutschen Filmgeschichts-schreibung. Die zwanzig Beiträge behandeln Fragestellungen der Produktion und Rezeption am lockeren Faden einer Chrono-logie. Themen sind: der Produzent Jules Greenbaum (Autorin: Evelyn Hampicke), Anfänge der Filmkritik in München (Christiane Heuwinkel), die ausländischen Filmgesellschaften in Deutschland während des Ersten Weltkriegs (Birett/Lenk), Verwertungs- und Rezeptionsgeschichte des CALIGARI-Drehbuchs (Jürgen Kasten), die deutsch-russischen Filmbeziehungen in der Weimarer Republik (Wolfgang Mühl-Benning-haus), Sprachversionen in der frühen Tonfilmzeit (Michaela Krützen), die unterschiedlichen Fassungen von MORGENROT (Michael Truppner), die Arbeit der Gaufilmstellen der NSDAP (Andrea Neica-Liebell), die Geschichte des deutschen Musikfilms (Klaus Kanzog), früher deutscher Nachkriegsfilm (Kirsten Burghardt), das Remake (Michael Schaudig), die Halbstarken-Filme (Jürgen Felix), Ludwig II. im Film (Oliver Jahraus), Herzog/Wenders/Fassbinder und der Autorenfilm (Andreas Rost), Rudolf Thome (Peter Schott), Publikums-erfolge in der DDR (Elisabeth Miltschitzky), Trailer im deutschen Kino (Petra Grimm). Drei generalisierende Texte stammen von Michael Schaudig (“Filmphilologie und Filmgeschichte”), Dieter Wiedemann (“Braucht Deutschland den deutschen Film?”) und Knut Hickethier (“Geschichte des Films, der Audiovision oder der Multimedia?”). Der Herausgeber ist Film- und Medienhistoriker, er ediert die Publikations-reihe “Münchner Beiträge zur Filmphilologie”, deren 8. Band dies ist.

11 Karsten Witte: Lachende Erben, Toller Tag. Filmkomödie im Dritten Reich. Berlin: Vorwerk 8 1995. 276 S. 48 DM. – Die vor-geblich unpolitischen Unterhaltungsfilme aus der Zeit des Nationalsozialismus sind – weil sie noch immer & immer wieder im Fernsehen gezeigt werden – einer kritischen Untersuchung wert. Bei diesem Buch handelt es sich um Karsten Wittes Frankfurter Disse-tation (1986), eingerahmt von zehn seiner journalistischen und publizistischen Texte der siebziger und achtziger Jahre zum Thema. Der Hauptteil ist eine konzise Analyse aus dem Blickwinkel der Kritischen Theorie: teils die Befunde auf ihren ideologischen Kern verdichtend, teils mit Beobachtungen ausgelassen und assoziativ spielend. Die Lust beim Lesen wächst mit den Risiken, die der Autor denkend und schreibend eingeht. Mit einem Vorwort von Alexander Kluge. Karsten Witte, Filmprofessor an der Freien Universität Berlin, ist im November 1995 an den Folgen von Aids gestorben. Mit diesem Buch hat er sein wissenschaftliches Vermächtnis hinterlassen.

12 Joachim Castan: Max Skladanowsky oder der Beginn einer deutschen Filmge-schichte. Stuttgart: Füsslin Verlag 1995. 264 S. 78,00 DM. – Über den Stellenwert der Erfindungen von Max Skladanowsky im Vergleich zu Edison und Lumière streiten sich Historiker, Publizisten und Nationa-listen seit vielen Jahrzehnten. Mit der gut recherchierten, genau definierenden und bewertenden Untersuchung des Medienhistorikers Castan (*1966) könnten alle Meinungsverschiedenheiten zu den Akten gelegt werden. Sowohl die relativ kurze Werkgeschichte wie die fast 100 Jahre währende Wirkungsgeschichte werden hier präzise dokumentiert und am Ende auf den Punkt gebracht: “Mit Max Skladanowsky beginnt die deutsche Filmgeschichte. Er ist unbestritten der erste deutsche Film-pionier. Seine Leistungen sind subjektiv bewundernswert, objektiv besaß er jedoch weder national noch international einen Einfluss auf die Entwicklung des Kinos, da seine Technik zu unausgereift war. Film-historiographisch ist und bleibt sein Leben und Werk von größtem Interesse.”

13 Martin Loiperdinger (Hg.): Oskar Messter – Filmpionier der Kaiserzeit. Basel, Frankfurt/Main: Stroemfeld 1994. 176 S. 38 DM. – 16 farbige Abbildungen aus Messter-Filmen der zehner Jahre leiten das Buch ein, das sich der wichtigsten Figur des frühen deutschen Films annimmt. Den zentralen Beitrag liefert Martin Koerber: “Oskar Messter – Stationen einer Karriere”, eine hervorragend recherchierte Biografie des Filmfabrikanten. Von Christian Ilgner und Dietmar Linke stammt das Kapitel über den Erfinder Messter (“Vom Malteserkreuz zum Panzerkino”). Ennio Simeon schreibt über “Messter und die Musik des frühen Kinos”, Rainer Karlsch über “Die wirtschaft-liche Entwicklung der Messter-Firmen”. Mit Abbildungen und Anmerkungen. Gleichzeitig der Katalog zu einer Ausstellung, die in Potsdam, München und Wiesbaden zu sehen war.

14 Corinna Müller: Frühe deutsche Kine-matographie. Formale, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen 1907-1912. Stutt-gart, Weimar: J. B. Metzler 1994. 368 S. 78 DM. – Der Frühgeschichte des Films gilt zunehmend die Aufmerksamkeit der Histo-riker. Viele Aspekte sind in der Vergangen-heit nur thesenhaft oder spekulativ behandelt worden. Die Hamburger Autorin hat für ihre Dissertation umfassend recherchiert. Sie korrigiert voreilige Schlussfolgerungen der Forschung und analysiert ihr Material mit großer Kompetenz. “Es könnte sich herausstellen, dass Corinna Müllers Buch eines der nachhaltigsten ‘Geschenke’ zum 100jährigen Jubiläum des Films ist. Das Buch, das voller Verve und Lust an der Sache geschrieben ist und sich wohl deshalb so besonders gut liest, ist allen, die sich wissen-schaftlich oder aus Liebe zum Kino für das Thema interessieren, wärmstens ans Herz gelegt.” (Anne Paech, epd film, März 1995).

15 Daniela Sannwald (Red.): Rot für Gefahr, Feuer und Liebe. Frühe deutsche Stummfilme. Berlin: Henschel Verlag 1995. 80 S. 29,80 DM – Herausgegeben von der Stiftung Deutsche Kinemathek und dem Goethe-Institut. 17 Filme aus der Zeit vor CALIGARI, die zur Sammlung eines holländischen Filmvertreibers gehörten, wurden mit Hilfe des Nederlands Filmmuseum restauriert. Sie sind jetzt – anlässlich des Filmjubiläums – über den Verleih der Kinemathek und über das Goethe-Institut für die Öffentlichkeit zugänglich. In diesem Buch werden sie mit den notwendigen Hintergrundinformationen vorgestellt. Daraus ergibt sich ein interessanter Blick auf das Entstehen der Filmsprache und einzelner Genres (Melodram, Actionfilm). Die Hauptautorin, Daniela Sannwald, arbeitet als Filmhistorikern in Berlin. Mit Beiträgen von Emmy de Groot, Eric de Kuyper, Frank van der Maden und Lothar Schwab, sowie einem Vorwort von Bruno Fischli, Filmreferent des Goethe-Instituts in München. Schöne Abbildungen, Text in Deutsch und Englisch.

16 Wolfgang Jacobsen/Helga Belach (Red.): Slapstick & Co. Frühe Filmkomödien. Early Comedies. Berlin: Argon 1995. 124 S. 28,00 DM. – Das Buch zur Berlinale-Retrospektive, herausgegeben von der Stiftung Deutsche Kinemathek, gefördert vom europäischen “Projecto Lumière”. Mit Texten von José Manuel Costa/ Clyde Jeavons, Thomas Brandlmeier (Lachkultur des Fin de siècle), Frieda Grafe (Der diskrete Charme), Paolo Cherchi Usai (Die Rache der ‘kleinen’ amerikanischen Komiker). Zweisprachig (deutsch/englisch). – Gleichzeitig erschien zum 100. Geburtstag des Kinos und des Komikers: Jacobsen/Belach (Red.): Buster Keaton. Berlin: Argon. 184 S. 38,00 DM. Mit Beiträgen von Fritz Göttler, Karl Prümm und Yvonne Rehhahn.

17 F.-B. Habel u.a.: Die Berliner Wiege des Films. Berlin: Die ersten 100 Jahre Kino in Berlin e.V. 1995. 66 S. 15,00 DM. – Dem Jubiläum zuliebe und Skladanowsky zu Ehren gegründet, hat der Pankower Verein (Vorsitzender war zunächst Wim Wenders) eine hübsch gestaltete Doppelbroschüre publiziert, in der Bekanntes wiederholt und Relativierendes hinzugefügt wird. Unter den Autoren sind Rudolf Jürschik, Erika Richter und Andreas Bossmann. – Eine weitere Veröffentlichung des Vereins (Vorsitzender ist inzwischen Jens Becker) erschien Anfang 1996: “Skladanowsky im Jahr des Films”. Sie dokumentiert Beiträge zu einem Symposium, das am 11.11.1995 in Berlin stattfand. Referenten waren Rudolf Jürschik, Jutta Brückner, Ludwig Vogl-Bienek, Hartmut W. Redottée, Knut Hickethier, Joachim Castan, Frank-Burkhard Habel, Peter Hoff, Wolfgang Mühl-Benninghaus, Jörg Schweinitz, Lothar Warneke und Erika Richter.

18 Rudolf Worschech/Michael Schurig/ Thomas Worschech (Red.): Lebende Bilder einer Stadt. Kino und Film in Frankfurt am Main. Frankfurt: Deutsches Filmmuseum 1995. 390 S. 60 DM. – Für ihre Ausstellung zum Centenarium des Films haben die Mitarbeiter des Deutschen Filmmuseums in ihrem engsten Umfeld sorgfältig und umfassend geforscht. Noch genauer und detaillierter als in der von Herbert Stettner 1984 herausgegeben Chronik “Kino in der Stadt” wird hier regionale Filmgeschichte dokumentiert, beginnend mit der “Panoramanie” des 19. Jahrhunderts und der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung 1891 (Autor: Herbert Gehr). Weitere Themen sind die Geschichte der PAGU (Peter Lähn), Filmzensur (Hans-Peter Reichmann), Frankfurts Film- und Kinoszene in der Weimarer Republik (Michael Schurig), Siegfried Kracauer (Alfons Arns), Frankfurt im Dokumentarfilm (Kristin Vincke), Frankfurt als Verleihzentrum (Claudia Dillmann). Ein Kernstück des Buches ist die Zusammenstellung aller 190 jemals in Frankfurt betriebenen Kinos, die zum Teil nur wenige Jahre existierten. Der Anhang listet 260 Filme auf, die in Frankfurt gedreht wurden oder Aspekte der Stadt darstellen.

19 Hanne Dannenberger/Matthias Knop (Red.): Rote Rosen und weißer Flieder. Die Blütezeit der Filmstadt Wiesbaden. Wiesbaden: Museum 1995. 158 S. 29 DM. Eine filmische Stadtgeschichte als Katalog zu einer Ausstellung. Die Höhepunkte lagen natürlich in den fünfziger Jahren. Damals blühte die Studioproduktion in der hessi-schen Landeshauptstadt. Übrig blieben: TV-Produktionen und die filmwirtschaftlichen Verbände und Institutionen. In der Publikation werden in zehn Kapiteln die wichtigsten Personen (zum Beispiel Curt Oertel), Firmen und Einrichtungen vorgestellt. Der Anhang enthält eine Aufstellung aller in Wiesbaden produzierten Spiel- und Dokumentarfilme. Der Hauptautor Matthias Knop ist Mitarbeiter des Deutschen Instituts für Filmkunde.

20 Ulrich Löber (Hg.): Odeon – Scala – Capitol. 100 Jahre Kino. Koblenz: Selbstverlag des Landesmuseums 1995. 138 S. 19,80 DM. – Die Begleitpublikation zur Sonderausstellung des Landesmuseums Koblenz ist – über regionale Bezüge hinaus – ein anregender Lesespaziergang durch die deutsche Filmgeschichte. Es geht in den elf Beiträgen um die Frühzeit des Kinos, um Technik und Architektur, Zensur und Emigration, Heimat und Hollywood, die Film-Union in Remagen und den Filmbildner Karl Schneider. Die Autorinnen und Autoren sind Heidi Draheim, Michael Faber, Rainer Henssler, Jan-Christopher Horak, Isa Junker, Gert Hoshofer, Reinhard Lahr, Hans Schmid, Bernd Schneider, Monika Wilhelm und Steffen Wolf.