Texte & Reden
02. Dezember 1992

Ufa Ausstellung im Deutschen Historischen Museum

Rede zur Eröffnung

Herr Regierender Bürgermeister, liebe Ehrengäste, meine Damen und Herren,

zu Beginn dieses Jahres haben wir den 100. Geburtstag von Ernst Lubitsch gefeiert. Jetzt, am Ende des Jahres, steht der 75. Geburtstag der Ufa auf dem Kalender. Wir eröffnen heute eine Ausstellung zur Geschichte des berühmtesten deutschen Filmkonzerns. Es gibt dazu eine umfangreiche Filmreihe im Zeughauskino. Es sind verschiedene Publikationen erschienen, zuerst das beeindruckende Buch von Klaus Kreimeier, dessen Recherchen der Ausstellung zugute gekommen sind. Das Jubiläum wird gewürdigt.

Ernst Lubitsch, zunächst der Stolz der Firma, hat der Ufa in den Jahren 1919 – 21 mit seinen Historienfilmen den internationalen Markt geöffnet. Die Deutschen waren ihm aber dafür nicht dauerhaft dankbar. 1935 wurde ihm die Staatsangehörigkeit aberkannt, nachdem sich zwei Jahre zuvor die politischen Vorzeichen grundlegend geändert hatten. Geschichte und Filmgeschichte bestehen in diesem Land aus vielen Widersprüchen.

Filme haben – technisch und ästhetisch – ihre eigene Geschichte, aber sie sind immer auch Ausdruck von Zeitgeschichte. Geburtstage und Jubiläen sollen Anlass zur Erinnerungsarbeit sein. Eine Filmausstellung, wenn sie ihren Gegenstand ernst nimmt, kann bei dieser Arbeit wertvolle Hilfe leisten.

Damit sind Motiv und Leitfaden der Ufa-Ausstellung benannt – und damit ist gleichzeitig die Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Historischen Museum und der Stiftung Deutsche Kinemathek charakterisiert.

Es ist mir eine Ehre und ein Vergnügen, einige Gäste dieses Abends namentlich zu begrüßen.

Der Ufa-Film UNTER DEN BRÜCKEN von Helmut Käutner aus dem Jahr 1944 ist die letzte Station unserer Ausstellung. Als Hauptdarsteller heißen wir Carl Raddatz herzlich willkommen.

Für die Ufa hat sie nur kurzfristig gearbeitet, aber sie war ein Star in den frühen dreißiger Jahren, bis sie von den neuen Machthabern Spielverbot erhielt: Camilla Spira.

Ihre erste Rolle bei der Ufa war 1935 die Laura im BETTELSTUDENT von Georg Jacoby. Sie ist heute aus München gekommen: Carola Höhn.

In dem Ufa-Film ANNEMARIE spielte sie 1936 ihre erste Hauptrolle: Wir begrüßen Gisela Uhlen aus Zürich.

Ihr erster Ufa-Film 1931 hatte den viel versprechenden Titel DOLLY MACHT KARRIERE. 1935 hat sie Deutschland verlassen. Wir freuen uns besonders über ihren Besuch aus New York: Dolly Haas.

Die Ufa – das waren natürlich nicht nur die Schauspielerinnen und Schauspieler, die Autoren und Regisseure, sondern auch die technischen Künstler. Stellvertretend möchte ich zwei namentlich nennen, die heute Abend hier sind. Sie haben vor fünfzig Jahren am MÜNCHHAUSEN mitgearbeitet und mit speziellen Effekten dafür gesorgt, dass Hans Albers bei seinem Ritt auf der Kanonenkugel nicht abgestürzt ist: Gerhard Huttula und Ewald Krause.

Ich begrüße schließlich auch alle anderen ehemaligen Ufa-Mitarbeiter, die unerkannt unter uns sind.

Im Namen der Kinemathek danke ich dem Deutschen Historischen Museum für die produktive Zusammenarbeit. Meine Hochachtung gilt dem Ausstellungsleiter Rainer Rother, der Organisatorin Ulrike Kretzschmar und dem Architekten Marcel Keller sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit einer gewaltigen Anstrengung zu einem Wettlauf mit der Zeit angetreten sind.

Für alle unter uns, die vor 1945 geboren wurden, lassen sich Bezüge zur Ufa herstellen, auch wenn die beruflichen Wege in ganz verschiedene Richtungen gegangen sind. Als Eberhard Diepgen im November 1941 geboren wurde, lief gerade der erste deutsche Farbfilm in den Kinos. Die Farben waren lausig, aber das Publikum war begeistert. Der Film hieß FRAUEN SIND DOCH BESSERE DIPLOMATEN.  Zu uns spricht jetzt der Regierende Bürgermeister von Berlin.

Berlin, Deutsches Historisches Museum, 2. Dezember 1992